Film und Serien

"Fuck tha Police" Wie N.W.A. den Gangster-Rap erfanden

MC Ren (Aldis Hodge), DJ Yella (Neil Brown, Jr.), Dr. Dre (Corey Hawkins), Eazy-E (Jason Mitchell) and Ice Cube (O'Shea Jackson, Jr.) sind N.W.A. (v.l.).

MC Ren (Aldis Hodge), DJ Yella (Neil Brown, Jr.), Dr. Dre (Corey Hawkins), Eazy-E (Jason Mitchell) and Ice Cube (O'Shea Jackson, Jr.) sind N.W.A. (v.l.).

Richtig harte Kerle, die richtig harte Musik machen: So positionierte sich die Hip-Hop-Gruppe N.W.A. gegen polizeiliche Willkür und für Frauenverschleiß. Der Film "Straight Outta Compton" erzählt, wie Dr. Dre, Ice Cube und Co. auf der Überholspur landeten.

Es waren einmal O'Shea Jackson und Andre Young. Einer war ein Wortjongleur mit Collegeblock, der andere ein mittelloser DJ. Aus ihnen wurden die Hip-Hop-Legenden Ice Cube und Dr. Dre. "Straight Outta Compton" erzählt, wie sie als treibende Kräfte hinter der Gruppe N.W.A. - Niggaz Wit Attitude - dem Leben in Armut den Rücken kehrten, um dem Prunk zu frönen.

"Straight Outta Compton" erzählt auch von den N.W.A.-Mitgliedern Eazy-E, DJ Yella und MC Ren - nur eben etwas weniger. Das könnte der Tatsache geschuldet sein, dass es auch für einen erfahrenen Filmemacher wie F. Gary Gray verdammt schwierig ist, eine Gruppe zu porträtieren, die zerbrach, bevor ihre Mitglieder sich tatsächlich in der Branche etabliert hatten. Doch der Film hadert weniger mit komplexen Handlungssträngen als vielmehr mit der Wahrheit. Ice Cube und Dr. Dre haben den Streifen produziert und hatten bei den Inhalten sicher einiges mitzureden.

Der Zorn der jungen Männer

Dr. Dre hat einmal als kleiner DJ angefangen. Heute ist er aus der Branche nicht mehr wegzudenken.

Dr. Dre hat einmal als kleiner DJ angefangen. Heute ist er aus der Branche nicht mehr wegzudenken.

(Foto: Universal Pictures)

Am besten ist "Straight Outta Compton", wenn der Film seine Helden als Menschen und nicht als Stars zeigt. Denn was man viel zu leicht vergisst: N.W.A. gründeten einfache Teenager mit großem Talent und einer gehörigen Portion Wut ob der Ungerechtigkeiten, die sie in ihrem Leben erfahren mussten. Natürlich gibt es Szenen, in denen Schwarze zu Unrecht festgehalten, schikaniert oder verhaftet werden. Es ist die Eindrücklichkeit dieser Momente, die den Kinobesucher später die N.W.A.-Hymne "Fuck tha Police" fühlen lassen. Der Zorn der jungen Männer ist für den Moment gerechtfertigt.

Bedauerlich ist, dass es "Straight Outta Compton" dabei belässt. Der Film sucht nicht nach Erklärungen für all die gewaltverherrlichenden Inhalte, die nicht im Zusammenhang mit rassistischer Polizeigewalt stehen. Stattdessen lässt er die Rapper schwer bewaffnet durch Hotelflure stürmen.

Böse sind die anderen

Dass die N.W.A.-Mitglieder alle nicht auf eine saubere Vergangenheit zurückblicken können, verschweigt der Film nicht. Ice Cube zertrümmert Gegenstände, Dr. Dre schaut mal weg, als es grausam wird. Doch das tatsächlich Böse verkörpern bei "Straight Outta Compton" andere. Der weiße Manager Jerry Heller zum Beispiel, der alle außer Eazy-E übers Ohr haut und schließlich auch ihn nicht halten kann. Oder der Rap-Mogul Suge Knight, mit dem Dr. Dre zwar eine Zeitlang Musik macht, vor dessen gewalttätigen Methoden der jedoch schließlich zurückschreckt. Im Vergleich dazu gehen die N.W.A.-Stars als wahre Lichtgestalten durch - doch nicht für lange.

Frauen waren in der Welt des Hip-Hop in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren abseits ihrer Kurven nahezu bedeutungslos. In "Straight Outta Compton" haben sie im wahrsten Sinne des Wortes nichts zu sagen. Erst wenn eine Schönheit zur längerfristigen Bettgenossin aufsteigt, bekommt sie ein paar Zeilen Text. Ansonsten wird sie begrabbelt, zur Seite gestoßen oder nur mit Höschen bekleidet vor die Tür gesetzt. Wie Dr. Dre die Journalistin Dee Barnes brutal zusammenschlägt, wollte "Straigt Outta Compton" dann aber lieber doch nicht zeigen.

Für Hip-Hop-Experten und Laien

Etwas glatt poliert ist "Straight Outta Compton" eben. Mut zu menschlichen Abgründen besteht nur, solange es dem Image dient. Doch auch mit seinen glatt gebügelten Plot weiß der Film zu fesseln. Manchmal gelingt es mit ganz billigen Tricks - wenn zum Beispiel Tupac Shakur oder Snoop Dog für wenige Momente in den Handlungsstrang eingewoben werden. Manchmal gelingt es aber auch mit viel filmischem Feingefühl. Die Konzertszenen sind beeindruckend, der Soundtrack ist dem Thema entsprechend gewaltig.

Man muss nicht wirklich etwas über Gangster-Rap wissen, um Spaß zu haben an "Straight Outta Compton". Aber man kann anhand des Films ein klein wenig über Gangster-Rap lernen. Streicht man den Hip-Hop gedanklich, ist es die ewig gleiche Geschichte vom ganz großen Geld und davon, wie es aus Talenten in wenig liebenswerte Exzentrik transformiert. Spaß macht "Straight Outta Compton" trotzdem. Und Fans können ganz viel leise mitsummen - wie die Geschichte ausgeht.

Quelle: ntv.de

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