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Das "Erbe der Pandemie" Covid-19 erhöht das Diabetes-2-Risiko erheblich

Diabetes Typ 2 wird zur Volkskrankheit.

Diabetes Typ 2 wird zur Volkskrankheit.

(Foto: imago images/ANP)

Diabetes ist ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf von Covid-19. Doch auch umgekehrt gilt: Covid-19 ist ein Risiko, nach der Erkrankung Diabetes 2 zu entwickeln. Die Möglichkeit der Stoffwechselerkrankung sollte bei der Nachsorge berücksichtigt werden.

Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infizieren, haben im Vergleich zu Nicht-Infizierten ein erhöhtes Risiko bis zu einem Jahr danach, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Das haben Forscher des Veterans Affairs (VA) Saint Louis Health Care Systems mithilfe einer Analyse großer Datenmengen herausgefunden. Yan Xie und Ziyad Al-Aly erhoben zunächst die Krankendaten von mehr als 180.000 US-Veteranen, die sich mit Covid-19 infiziert hatten und 30 Tage danach weiterlebten.

Sie verglichen die gewonnenen Werte mit den Daten zweier Gruppen, die jeweils etwas mehr als vier Millionen Menschen ohne Sars-CoV-2-Infektion umfassten. Dabei handelte es sich einerseits um Daten, die bereits vor und andererseits während der Corona-Pandemie gewonnen worden waren. Mit einer vergleichbaren Methode hatten die beiden Epidemiologen zuvor bereits zeigen können, dass durch Covid-19 auch das Risiko für Nierenerkrankungen, Herzversagen und Schlaganfall erhöht wird.

Bei der aktuellen Studie konzentrierte sich das Forscherduo nun auf die Blutzuckerwerte. Die Analyse ergab, dass pro 1000 Personen in jeder Gruppe etwa 13 Personen mehr in der Covid-19-Gruppe mit Diabetes diagnostiziert wurden. Bei den diagnostizierten Fällen handelte es sich vor allem um Typ-2-Diabetes, bei dem der Körper entweder resistent gegen Insulin wird oder nicht mehr genügend Insulin produziert. Die beiden Forscher stellten außerdem fest, dass, je schwerer Covid-19 verlief, umso höher auch das Risiko innerhalb von 12 Monaten wurde, Diabetes zu entwickeln.

Schwerer Verlauf, höheres Risiko

Den Daten zufolge war das Risiko bei Personen, die ins Krankenhaus eingeliefert oder auf der Intensivstation behandelt werden mussten, etwa dreimal so hoch wie bei Kontrollpersonen, die nicht an Covid-19 erkrankt waren. Ganz konkret stieg das Risiko für die Entwicklung von Diabetes von etwa 25 Prozent bei nicht hospitalisierten Patienten auf 173 Prozent bei hospitalisierten und auf 276 Prozent bei intensivpflichtigen Patienten. Wie die Zahlen zeigen, waren auch Covid-19-Erkrankte mit leichten Symptomen von einem erhöhten Diabetes-Risiko betroffen. Bei 8 Personen mehr im Vergleich zur Kontrollgruppe von 1000 Erkrankten wurde innerhalb eines Jahres nach der Infektion Diabetes diagnostiziert. Gleichzeitig erhöhte sich das Risiko noch einmal erheblich bei denjenigen Infizierten mit einem hohen Body-Mass-Index, mit dem das Maß für Fettleibigkeit angegeben wird. Erkrankte mit einem BMI von über 30 hatten der Studie zufolge ein mehr als doppelt so hohes Risiko, nach einer Sars-CoV-2-Infektion Diabetes zu entwickeln, als die Menschen in der Kontrollgruppe.

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"Wenn diese ganze Pandemie abklingt, werden wir mit dem Erbe dieser Pandemie zurückbleiben - einem Erbe chronischer Krankheiten", auf das die Gesundheitssysteme nicht vorbereitet sind, sagt Al-Aly einem Bericht von "Nature" zufolge. Er weist zudem darauf hin, dass in der Nachsorge von Covid-19-Patientinnen und -Patienten auch an eine Überprüfung des Blutzuckerspiegels gedacht werden müsse. Wie es zu Diabetes durch Covid-19 kommt, können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bisher nicht erklären.

Die Ergebnisse der Studie, die in "The Lancet" veröffentlicht wurden, stützen aber frühere Untersuchungen. Dennoch weisen die Autoren darauf hin, dass sie nicht auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden können. Zum einen handelt es sich bei den verwendeten Daten hauptsächlich um die Werte älterer, weißer Männer, von denen viele auch unter Bluthochdruck und/oder Übergewicht litten, zwei Faktoren, die das Diabetesrisiko bereits erhöhen. Zum anderen können die Autoren nicht ausschließen, dass einige Menschen in der Kontrollgruppe unentdeckte Sars-CoV-2-Infektionen durchgemacht haben.

Quelle: ntv.de, jaz

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