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Koffein, Geruch, Erwartungen Das energetisierende Geheimnis von Kaffee

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Auch Geruch und Geschmack könnten Kaffee zum Energie-Kick machen.

Auch Geruch und Geschmack könnten Kaffee zum Energie-Kick machen.

(Foto: IMAGO/Westend61)

Manche Menschen sind davon überzeugt, dass ohne Kaffee am Morgen nichts geht. Ob der Wachmacher wirklich einer ist und welche Rolle Erwartungen dabei haben, wollen Forschende wissen. Sie schauen deshalb ins Gehirn von Kaffee trinkenden Freiwilligen.

Nicht allein das Koffein im Kaffee macht das beliebte Getränk am Morgen zum echten Wachmacher. Auch die Erwartung und das Erlebnis, das gewohnheitsmäßige Kaffeetrinker haben, stimuliert bestimmte Bereiche im Gehirn. Das hat ein Forschungsteam in Portugal herausgefunden. "Es besteht die allgemeine Erwartung, dass Kaffee die Aufmerksamkeit und die psychomotorischen Funktionen steigert", sagte Professor Nuno Sousa von der Universität Minho laut Fachzeitschrift "Frontiers in Behavioral Neuroscience", die auch die Ergebnisse der Studie veröffentlichte.

Für die Untersuchung konnten die Forschenden 31 Frauen und 17 Männer mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren gewinnen, die täglich mindestens eine Tasse Kaffee tranken. 27 Frauen und 9 Männer mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren wurden für die Kontrollgruppe rekrutiert. Auch sie gaben an, gewohnheitsmäßig Kaffee zu trinken.

In einem weiteren Schritt wurde bei allen Studienteilnehmenden mit MRT ein Scan des Gehirns durchgeführt. Dann bekam die erste Gruppe eine Tasse Kaffee gereicht und die Kontrollgruppe die gleiche Menge heißes Wasser mit der gleichen Dosis Koffein. 30 Minuten später wurden erneut MRT-Scans vom Gehirn der Studienteilnehmenden gemacht.

Erwartete Effekte und weitere erkennbar

Bereits bekannt ist, dass Koffein viele verschiedene Wirkungen im Körper hervorruft und das zentrale Nervensystem stimuliert. Das führt zu mehr Wachheit. Die Forscher und Forscherinnen sahen zunächst bei beiden Gruppen die erwarteten Effekte des Koffeins: Zum einen wurden Bereiche und Netzwerke im Gehirn aktiviert, die auf das Arbeitsgedächtnis Einfluss haben. Zum anderen wurden Aktivitäten in Gehirnbereichen verringert, die mit Selbstreflexion und Selbstbeobachtungsprozessen zu tun haben. Koffein, egal ob im Kaffee oder in heißem Wasser gelöst, trägt also dazu bei, dass das Gehirn von Menschen für bevorstehende Aufgaben bereit ist.

Das Team um Maria Picó-Pérez von der Universität Jaume I sah in der Gruppe der Kaffeetrinker weitere Aktivierungen in bestimmten Gehirn-Netzwerken. Diese spielen beim Arbeitsgedächtnis und dem zielgerichteten Handeln wichtige Rollen. "Die Probanden waren nach dem Kaffee handlungsbereiter und aufmerksamer gegenüber äußeren Reizen", sagte Picó-Pérez. In der Gruppe, die nur in Wasser gelöstes Koffein bekam, waren diese Veränderungen nicht sichtbar.

Koffein allein reicht nicht

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen schließen daraus, dass Koffein allein nicht ausreicht, wenn man sich wach und wirklich einsatzbereit fühlen will. Sie halten es für möglich, dass das Erlebnis des Kaffeegenusses für die Unterschiede zwischen Kaffeetrinkern und Koffeinkonsumenten verantwortlich sind. "Diese Effekte sind spezifisch nach dem Kaffeetrinken und wurden ausgelöst von Faktoren wie dem besonderen Geruch und Geschmack des Getränks oder den psychologischen Erwartungen, die mit dem Kaffeekonsum verbunden sind", erklärt Picó-Pérez.

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Sollten es wirklich die Erwartungen sein, die den Unterschied zwischen den Gruppen ausmachen, dann würde es sich um einen Placebo-Effekt handeln. Das Forschungsteam hält es deshalb auch für möglich, dass sogar koffeinfreier Kaffee vergleichbare Wirkungen erzeugt, wenn sie erwartet werden. Mit der Versuchsanordnung der aktuellen Studie konnten diese Fragen jedoch nicht geklärt werden.

Für das Forschungsteam sei ebenfalls denkbar, dass der Energie-Kick bei Kaffeetrinkern eher durch die Linderung von Entzugserscheinungen entsteht als durch das Koffein oder die Erwartungen entsteht. Dafür hätte man eine Gruppe von Nicht-Kaffeetrinkern untersuchen müssen. Auch unterschiedliche Koffein-Stoffwechsel bei den Studienteilnehmern und -teilnehmerinnen konnten in der aktuellen Untersuchung nicht berücksichtigt werden. Weitere wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema sind deshalb nötig.

Quelle: ntv.de, jaz

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