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Gefahr im Einzelhandel noch hoch Experten warnen vor Ende der Maskenpflicht

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Seit gut einem Jahr tragen Menschen in Deutschland in vielen Alltagssituationen Mundschutz. Dies soll vorerst eine wichtige Schutzmaßnahme bleiben, so Experten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wann fällt die Maskenpflicht? Angesichts sinkender Inzidenzen und steigender Impfzahlen wird in der Politik über diese Frage nachgedacht. Experten halten das für verfrüht. Vor allem in engen Räumen wie Toiletten, Aufzügen und dem Einzelhandel sei das Ansteckungsrisiko weiter hoch.

Die Maskenpflicht sollte aus Sicht eines Aerosol-Forschers zuerst im Freien und in großen Hallen aufgehoben werden, bevor man den Einzelhandel angeht. Zwar seien Masken kein Allheilmittel, um eine Corona-Infektion durch Virenübertragung in der Luft zu verhindern, sagte der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch. Aber gerade in kleinen, engen, unbelüfteten Räumen sei die Gefahr am höchsten.

Als Beispiel nannte Scheuch Aufzüge. "Hier sind oft nur zwei bis vier Kubikmeter Luft. Wenn Leute drin sind, noch weniger." Dann könne man sich schon während der Fahrt in den sechsten Stock anstecken. "Selbst wenn der Aufzug leer ist", warnte der Experte. "Die Wolke bleibt drin." Masken zu tragen, sei etwa auch bei Taxifahrten oder in Fahrschul-Autos sehr sinnvoll sowie auf öffentlichen Toiletten. "Es sind oft Räume, an die man im ersten Moment überhaupt nicht denkt."

Erst Freiluft-Aktivitäten maskenlos erlauben

Bevor man den Einzelhandel wie beispielsweise kleine Souvenirläden für Kunden ohne Maske öffnet, sollte man aus seiner Sicht zunächst alle Outdoor-Aktivitäten maskenlos erlauben - etwa Parks und Zoologische Gärten. Auch in großen Theatern und Museen, Freibädern, Schwimm- und Sporthallen sei das Ansteckungsrisiko nicht so hoch, weil die Volumina an Luft groß seien. "Da reicht die Aerosolkonzentration kaum aus, um andere zu gefährden."

Wichtig sei aber, aufs Detail zu achten: Selbst in Freibädern seien dann wieder die Umkleiden eng. "Da muss man schauen, dass die super belüftet sind", sagte Scheuch.

Brauchen "Impfquoten von 70 bis 80 Prozent"

Angesichts sinkender Inzidenzwerte, in Erwartung des Sommers und des innig herbeigesehnten Auslaufens der Pandemie wird in der Politik über ein Ende der Maske nachgedacht. Auch der Virologe Friedemann Weber hält das für falsch. "Frühestens, wenn wir Impfquoten von 70 bis 80 Prozent erreicht haben, könnte man darüber nachdenken", sagte der Experte von der Universität Gießen. Gemeint sind dabei vollständig Geimpfte.

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Dass korrekt getragene Masken die Verbreitung der Coronaviren deutlich bremsen können, hat ein internationales Team um Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz (MPIC) in einer jüngst veröffentlichten Studie gezeigt: Um die sogenannte Reproduktionszahl - die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt - von etwa drei auf unter eins zu reduzieren, müssten demnach mindestens 60 bis 70 Prozent der Menschen chirurgische Masken korrekt anwenden. Bei FFP2-Masken wären es etwa 40 Prozent. "Bei infektiöseren Varianten von Sars-CoV-2 müssten die Raten entsprechend höher sein", heißt es.

Der Leiter des Forschungsbereichs Pneumologie an der Charité Berlin, Christian Witt, prognostiziert: "Masken werden eine wichtige Schutzmaßnahme gegen Sars-CoV-2-Infektionen bleiben - sogar für geimpfte Personen - speziell, wenn der Impfschutz mit der Zeit nachlässt."

Quelle: ntv.de, spl/dpa

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