Ansteckungsrisiko für Teilnehmer Wie sicher sind 3G und 2G im Vergleich?
17.11.2021, 20:15 Uhr
In vielen Bundesländern gilt mittlerweile 2G.
(Foto: imago images/photothek)
Mittlerweile herrschen in Deutschland vielerorts 2G- und 3G-Regeln, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Bei 3G erhalten Ungeimpfte Zugang, wenn sie getestet sind - bei 2G nicht. Aber wie unterscheidet sich eigentlich das individuelle Risiko bei den beiden Konzepten?
Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland sind mittlerweile vollständig gegen Covid-19 geimpft - ein Wert, der vor gut einem Jahr noch als magische Linie für das Erreichen der Herdenimmunität galt. Die Realität sieht mittlerweile anders aus, die bundesweite Inzidenz steigt auf immer neue Höchststände. Damit das öffentliche Leben trotzdem weiterlaufen kann, wurden vielerorts die G-Regeln eingeführt.
Es gibt verschiedene Varianten der G-Regeln und in den einzelnen Bundesländern gelten diese für unterschiedliche Bereiche des öffentlichen Lebens. Am verbreitetsten sind 2G und 3G. Beim 3G-Konzept können Ungeimpfte durch einen negativen Antigen-Schnelltest nachweisen, dass sie nicht akut infiziert und somit nicht ansteckend sind. Das 2G-Konzept hingegen schließt Ungeimpfte (von gewissen Ausnahmen wie etwa für Kinder und Jugendliche abgesehen) von vornherein aus.
Aber was bedeuten 2G und 3G eigentlich für das individuelle Risiko? Und welche anderen Faktoren spielen bei Veranstaltungen eine Rolle?
Was ist mit 3G-Veranstaltungen?
3G bedeutet, dass neben Geimpften und Genesenen auch getestete Ungeimpfte Zugang erhalten. Bei Antigen-Schnelltests bleibt jedoch das Restrisiko, dass nicht jede Infektion sicher erkannt wird. Besonders zu Beginn einer Infektion oder bei einer falschen Anwendung des Tests steigt das Risiko, dass der Test negativ ausfällt, obwohl die Person in Wirklichkeit infiziert ist. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen falsch-negativen Ergebnisses ist jedoch wesentlich geringer, wenn PCR-Tests verwendet werden. Man spricht in diesem Fall von 3G plus.
Bei 3G ist also nicht ausgeschlossen, dass ein ungeimpfter Infizierter nicht erkannt wird. Und je größer der Anteil der Ungeimpften, desto höher die Wahrscheinlichkeit dafür. Was bedeutet das für Geimpfte? Für sie herrsche auf 3G-Veranstaltungen ein "moderates" Ansteckungsrisiko, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Denn eine Impfung schützt zu einem gewissen Grad vor einer Ansteckung. Ungeimpfte hingegen hätten ein "moderates bis hohes Ansteckungsrisiko".
Und stecken Ungeimpfte sich an, ist für sie das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, im Vergleich zu Geimpften etwa 10- bis 20-mal höher. Allerdings ist mittlerweile gut belegt, dass auch die Schutzwirkung der Impfstoffe besonders bei Älteren nach einigen Monaten zum Teil deutlich nachlässt, womit auch für diese das Erkrankungsrisiko wieder steigt.
Aber nicht nur durch falsch-negative Tests bei Ungeimpften, auch durch vollständig Geimpfte besteht ein Ansteckungsrisiko auf 3G-Veranstaltungen. Denn selbst immunisierte Menschen können sich mit Sars-CoV-2 infizieren und zum Überträger des Virus werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung ist jedoch geringer: Laut einer als Preprint veröffentlichten Studie aus den Niederlanden verringert eine vollständige Impfung das Risiko für Ungeimpfte um 63 Prozent.
Es gibt jedoch Einschränkungen, wie eine Studie der University of Oxford nahelegt, die bisher ebenfalls nur als Preprint vorliegt. Demnach ist der Schutz vor einer Übertragung beim Astrazeneca-Impfstoff geringer als beim Biontech/Pfizer-Vakzin. Die Forscher fanden zudem heraus, dass der Effekt bereits drei Monate nach der Impfung erheblich nachlässt - dann geht von Astrazeneca-Geimpften fast dasselbe Übertragungsrisiko aus wie von Ungeimpften.
Wie ist es bei 2G-Veranstaltungen?
2G bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene Zugang zu einer Veranstaltung haben. Auch in diesem Fall ist das Risiko für die Beteiligten nicht gleich null. Denn Impfstoffe bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung und auch vollständig Geimpfte können zum Überträger des Virus werden. Jedoch ist in einer Umgebung vollständig immunisierter Menschen das Ansteckungsrisiko massiv reduziert: Die australischen Experten für Bio-Sicherheit, Christopher Baker und Andrew Robinson, hatten im Online-Magazin "The Conversation" ausgerechnet, dass unter vollständig Geimpften das persönliche Risiko einer Ansteckung um den Faktor 200 geringer ist als unter Ungeimpften.
Sollten sich Geimpfte anstecken, haben sie zudem ein geringeres Risiko, schwer zu erkranken. Laut RKI ist die Wahrscheinlichkeit eines schweren Covid-19-Verlaufs bei Geimpften um etwa 90 Prozent niedriger.
Es gibt außerdem die Variante 2G plus, für deren Einführung bei öffentlichen Veranstaltungen jüngst Gesundheitsminister Jens Spahn eintrat. Bei 2G plus lassen sich auch Geimpfte und Genesene vorab testen, um Infektionen aufzudecken und das Ansteckungsrisiko weiter zu reduzieren.
Welche anderen Faktoren beeinflussen das Risiko bei Veranstaltungen?
Neben 2G und 3G spielen noch andere Faktoren eine Rolle für das Ansteckungsrisiko:
- Ist das Fallaufkommen insgesamt niedrig, sinkt auch das Ansteckungsrisiko für Teilnehmer von 2G- und 3G-Veranstaltungen. Hohe Inzidenzen sind hingegen ein weiterer Risikofaktor, wenn mehrere Menschen sich treffen. Das RKI rät bei steigenden Inzidenzen daher dazu, Kontakte zu reduzieren.
- Größe, Ort und Art der Veranstaltung spielen außerdem eine Rolle. Bei kleineren Veranstaltungen, Veranstaltungen im Freien und solchen, in denen Abstände zwischen Menschen eingehalten werden können, verringert sich das Risiko jeweils.
- Auch das Einhalten von AHA+L Regeln sowie das Tragen von Masken verringert das Ansteckungsrisiko für alle Teilnehmer.
Quelle: ntv.de, kst