Vergoldete Treter So viel verdienen Fußball-Stars alleine mit ihren Schuh-Verträgen
12.06.2024, 07:30 Uhr Artikel anhören
Talent, Trainingseifer, Teamfähigkeit - kommt nun noch etwas Glück dazu, kann man als Fußballprofi ein Vermögen machen. Allein die Wahl des richtigen Schuhsponsors bringt dann schon Millionen. Wer bei welchem Hersteller wie viel abgreift, lesen Sie hier.
Eines vornweg: Dies ist kein Text über Anstand oder Sozialneid. Die nachfolgend genannten und auf Schätzungen basierenden Zahlen illustrieren den Irrsinn des modernen Profifußballs schon ganz alleine. Außerdem, wer ob der Verdienstmöglichkeiten von Kickern droht, grün anzulaufen, kann ja selbst die Fußballschuhe schnüren und sein Glück versuchen.
Und dürfte schnell feststellen, dass so eine Profikarriere nur wenig mit dem freudvollen Gebolze der eigenen Jugend zu tun hat. Jene, die mit dem Fußballspielen Geld verdienen, verfügen nicht nur über Talent, Trainingseifer und Teamfähigkeit, sondern dürften ihren Karrieren auch so einiges untergeordnet haben. Allzu viel Mitleid ist allerdings auch fehl am Platz, denn zumindest meistens ist bekannterweise jeder seines Glückes Schmied.
Und jene, die nun genannt werden, machen dies eben auch davon abhängig, erfolgreich gegen einen Ball zu treten. Idealerweise mit einem Schuhwerk, welches nicht nur dazu taugt Tore zu schießen, sondern alleine durch das Tragen desselben schon Millionen Euro einbringt.
Genug, um den Swimmingpool zu beheizen
Womit wir beim Thema wären. Jüngst hatte die "Bild"-Zeitung ein paar Zahlen zu den Zusatzverdienstmöglichkeiten der DFB-Spieler in den Ring geworfen. Und ließ den fassungslosen Leser wissen, dass die Bayern-Spieler Jamal Musiala und Leroy Sané geschätzte 6 beziehungsweise 5 Mio. Euro vom US-Hersteller Nike pro Jahr überwiesen bekommen, nur dafür, dass sie ausschließlich dessen Schuhe tragen. Deutlich weniger dürfte Florian Wirtz für seine Auftritte in Adidas-Tretern kassieren, denn der spielt nur bei Leverkusen, welches erst noch internationale Strahlkraft entwickeln muss.
Dass es alleine nicht ausreichend ist, bei einem großen Verein unter Vertrag zu sein, zeigen dann aber wiederum die mutmaßlichen Kontrakte von Thomas Müller (Adidas) und Joshua Kimmich (Nike). Beide müssen sich wohl mit 1,5 Mio. Euro im Jahr zufriedengeben. Laut dem Bericht verzichtet Toni Kroos auf einen sechsstelligen Betrag, nur damit er in einem Adidas-Modell aus dem Jahr 2014 spielen kann. Denn die meisten Profis verpflichten sich, mit dem jeweils neuesten Modell ihres Ausrüsters aufzulaufen, um so dessen Umsatz in die Höhe zu treiben. Wobei die Konzerne schon seit Langem dazu übergangen sind, Top-Talente bereits seit frühster Jugend an sich zu binden. Dafür gibt es dann noch keine Millionen, aber um den Swimmingpool zu beheizen, wird es reichen.
Interessant auch, dass es Spielern der Nationalmannschaft erst nach der WM 2006 erlaubt war, ihr Recht auf freie Schuhwahl auszuüben. Bis dahin mussten sie noch mit Töppen des offiziellen DFB-Ausrüsters Adidas antreten. Was bereits vor dem Heimatturnier für Ärger und Verdruss unter anderem bei den Nike-Athleten Miroslav Klose und Jens Lehmann sorgte.
Beckham kassierte, Lehmann und Klose schauten in die Röhre
Bei anderen Verbänden wurde dies weniger eng gesehen. So mussten Lehmann und Klose während des Sommermärchens mit ansehen, wie es dem Briten David Beckham erlaubt war, für seinen untenrum Adidas-Auftritt Millionen zu scheffeln, während der Ausrüster von Team England eigentlich Umbro hieß. Und bereits bei der argentinischen Weltmeister-Elf von 1978 war zu beobachten, dass fast alle Akteure in Puma-Schuhwerk ihre Arbeit verrichteten, obwohl eigentlich Adidas für den Rest der Berufsbekleidung sorgte. Dabei ist zu vermuten, dass es seinerzeit dafür nicht mehr als einen Gebrauchtwagen gab.
Da kann sich Lionel Messi, ebenfalls Argentinier, Weltmeister und derzeit der größte Könner, über das Glück der späten Geburt freuen. Für seinen lebenslangen Deal mit Adidas soll er mehrere hundert Millionen Euro einstreichen. Dafür muss er dann aber auch noch nach seinem Karriereende mit den drei Streifen und nicht nur an den Schuhen rumrennen. Andere wollen hingegen wissen, dass Messi doch nur rund 21 Mio. jährlich erhält. Ähnlich unklar ist die Lage beim Portugiesen Ronaldo, nur dass der sogar 1 Mrd. Dollar für lebenslange Vertragstreue von Nike kassieren soll - oder eben doch bloß knapp 18 Mio. Euro pro Jahr.
Doch zurück zu den wirklich großen Spielern. Die standen fast vollständig bei Puma unter Vertrag. Sei es der Niederländer Johan Cruyff, der Brasilianer Pelé oder der Deutsche Lothar Matthäus. Und natürlich der beste von allen: Diego Armando Maradona. Von ersterem ist bekannt, dass seine Markentreue so weit ging, dass er den niederländischen Verband dazu zwang, beim eigentlichen Sponsor des Teams, Adidas, zu intervenieren, sodass Cruyffs extra angefertigte Trikots und Hosen bei der WM 74 mit nur zwei Streifen auskommen durften. Die Schuhe waren dann ohnehin von Puma. Welche Summe er dafür kassiert hat, ist nicht kolportiert. Genau wie bei Maradona, nur dass beim Argentinier davon auszugehen ist, dass er das Geld verjubelt hat. Gut so, denn was nützt das viele Leiden, wenn man sich nicht auch vergnügt.
Fußball ist eine Droge - und die Welt ist ein Junkie
Aktuell sollen Puma-Schuhe auch an den Füßen des Brasilianers Neymar und des Franzosen Antoine Griezmann für Umsatz und Tore sorgen. Dafür bekommt der Südamerikaner mutmaßlich gut 27 Mio. Euro pro Jahr. Bei Weltmeister Griezmann sollen es hingegen nur um die 4 Mio. Euro pro Jahr sein. Dafür werden seinem Landsmann Kylian Mbappé von Nike aber wohl satte 16,5 Mio. Euro überwiesen. Der Engländer Jack Grealish wiederum erhält angeblich fast 12 Mio. Euro, wiederum von Puma. Bitter für Ausrüster und Spieler - Grealish ist für die anstehende Europameisterschaft nicht nominiert. Norwegen, die Heimat von Erling Haaland, verpasste hingegen die Qualifikation zum Großturnier. Die fast 24 Mio. Euro jährlich von Nike dürften für den Stürmer daher nur ein schwacher Trost sein.
Übrigens: Dass sich Neymar nach 15 Jahren bei Nike 2021 für den deutschen Hersteller mit dem Raubkatzen-Logo entschieden hat, soll nicht an dem Taschengeld aus Herzogenaurach liegen, sondern will dieser als Tribut an sein Idol Pelé verstanden wissen. Herrlich, dass bei all dem Irrsinn auch noch Platz für Sentimentalitäten ist.
Wem jetzt doch die Galle überläuft, der sollte sich vielleicht darüber im Klaren sein, dass jeder einzelne Fußballinteressierte mit seinem Konsumverhalten die genannten Summen erst möglich macht. Und einsehen, dass nur Schimpfen nicht hilft. Sondern nur Verzicht. Aber das kommt für die meisten eben nicht infrage. Der Grund: Sucht. Die bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet.
Das war's eigentlich schon. Fußball ist eine Droge. Und die Welt ist ein Junkie. Wenn der Ball rollt, wird es emotional - ja, gespenstisch irrational. Vernunftbegabte wie schlichte Gemüter verfallen in einen kollektiven Rausch. Vergessen die eigene Identität. Ganze Nationen sind wie von Sinnen. Und mit kaum etwas lässt sich besser Geld verdienen als mit der Sucht.
Quelle: ntv.de