Ratgeber

Sanierungspotenzial allerorten So das Eigenheim energieeffizient und günstig sanieren

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In Deutschland haben neun von zehn Häusern Sanierungspotenzial.

In Deutschland haben neun von zehn Häusern Sanierungspotenzial.

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Langfristig Geld sparen und energieautark leben - unabhängig von Energiekonzernen und Schurkenstaaten? Klingt verlockend. Für wen das noch nicht Anreiz genug ist, der wird durch Verordnungen und Verbote gezwungen, sich mit dem Thema zu befassen. Das sollten Sie zur energetischen Sanierung wissen.

Das Verbot alter Öl- und Gasheizungen, die gestiegenen Energiepreise seit dem russischen Angriffskrieg und die Sanierungsoffensive der EU veranlassen immer mehr Haus- und Wohnungseigentümer, sich mit energetischer Sanierung zu beschäftigen. Die Unabhängigkeit von staatlichen und privaten Energieversorgern, aktuelle Verordnungen und Verbote, aber auch die Verbesserung der Klimabilanz und die damit verbundene Wertsteigerung der Immobilie lassen viele Bürger aufhorchen. Doch wo sollte man ansetzen und welche Fördermittel gibt es von Bund und Ländern?

Sanierungsexpertin Dagmar Faltis, Geschäftsführerin von Deutschlands führendem Marktplatz für Hausprojekte Aroundhome, kennt die wichtigsten Fakten, Tipps und Trends, um mehr Energie zu sparen.

Warum energetisch sanieren?

In Deutschland haben neun von zehn Häusern Sanierungspotenzial. Das Thema energetische Sanierung wird in den nächsten Jahren fast alle der rund 15 Millionen Hausbesitzer in Deutschland beschäftigen. Mit einer energetischen Sanierung senken diese ihren Energieverbrauch. Das schont den Geldbeutel und die Umwelt. Wer in einer Immobilie wohnt, die vor dem 01. Januar 2022 gebaut wurde, ist durch die Energieeinsparverordnung (ENEV) sogar zum Handeln verpflichtet. Gleiches gilt für diejenigen, die nach diesem Stichtag in ihre Immobilie eingezogen sind.

Sommer, Sonne, neues Dach

Mit Beginn des Frühlings denken viele Hausbesitzer über Renovierungs- und Sanierungsarbeiten am Haus nach. Hier lohnt es sich, frühzeitig die richtigen Handwerker anzusprechen, denn aufgrund des Andrangs und des Fachkräftemangels sind die Wartelisten der Handwerksbetriebe lang. Deshalb sollten Sie sich schon vor der Kontaktaufnahme überlegen, welche konkreten Maßnahmen für Sie infrage kommen. Denn: Diese können aufeinander aufbauen. Eine Solaranlage lässt sich zum Beispiel nur auf einem Dach installieren, das in gutem Zustand ist. Das sind die wichtigsten Stellschrauben für mehr Energieeinsparung:

Alte Heizung - erneuern oder modernisieren?

Für jene, die keinen neuen Energieträger einsetzen wollen, deren Heizkessel aber 20 Jahre oder älter ist, empfiehlt sich eine Modernisierung. Modelle, die älter sind, egal ob Gas-, Öl- oder Stromheizung, sollten wegen der immensen Kosten erneuert werden. In vielen Haushalten werden auch Varianten wie Wärmepumpen eingesetzt. Ein Trend geht derzeit zu Hybridheizungen. Dabei handelt es sich beispielsweise um eine Gasheizung, die zusätzlich durch erneuerbare Energien wie Solarthermie unterstützt werden kann. Der Druck, Heizungen zu erneuern oder auszutauschen, wird durch die aktuelle Diskussion um ein Verbot von Öl- und Gasheizungen verstärkt. Hier sollte jetzt auf Energieträger gesetzt werden, die auch in Zukunft noch erlaubt sein werden, zum Beispiel Wärmepumpen. Warum dieser Technologie eine Schlüsselrolle bei der Energiewende zukommt, erklärt zum Beispiel das Fraunhofer-Institut.

Kosten sparen und Geld verdienen: die Solaranlage

Auch wenn die Einspeisevergütung in den letzten Jahren gesunken ist: Solaranlagen lohnen sich nach wie vor, denn sie schaffen Unabhängigkeit und senken die Kosten. Und nicht nur das: Neben Fördermöglichkeiten gibt es auch Pachtmodelle, die eine Anlage für jeden Haushalt erschwinglich machen. Voraussetzung für eine Solaranlage ist ein saniertes und asbestfreies Dach. Den höchsten Ertrag bringen Anlagen, die nach Süden ausgerichtet sind und auf Dächern mit einer Neigung von 30 bis 60 Grad montiert werden. Aber keine Sorge: Auch Ost- und Westdächer können sinnvoll genutzt werden.

Derzeit werden in Deutschland jeden Monat rund 3000 Solaranlagen auf Dächern installiert. Mit Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch nutzen Sie den Strom, den Sie selbst verbrauchen, und speisen den Rest in das Stromnetz ein. Das Verbraucherportal Finanztip beziffert die Kosten für die eigene Stromerzeugung auf etwa 12 bis 16 Cent pro Kilowattstunde. Strom aus dem Netz kostet mindestens das Doppelte. Zusätzlich kann ein Batteriespeicher angeschlossen werden. So lassen sich bis zu 70 Prozent des Eigenbedarfs durch die Solaranlage decken. Der Strom, den Sie ins Netz einspeisen, wird vom Staat vergütet. Dabei gibt es zwei Modelle. Wenn Sie den Strom selbst nutzen und nur einen Teil einspeisen, erhalten Sie bis zu 8,2 Cent pro Kilowattstunde. "Volleinspeiser" erhalten bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde. Dieses Modell lohnt sich vor allem für Hausbesitzer, die eine große Dachfläche haben und damit mehr Strom erzeugen können. Aktuelle Berechnungen, was sich für Sie finanziell am meisten lohnt, finden Sie bei der Stiftung Warentest.

Da auf eine passende Anlage mehrere Monate gewartet werden muss, empfiehlt es sich, frühzeitig zu suchen, vor allem nach regionalen Anbietern. Die passenden Partner in der Region lassen sich beispielsweise auf der Seite von Aroundhome finden.

Wärmedämmung - ohne geht's nicht

Die Energieeffizienz eines Hauses wird maßgeblich durch die Dämmung bestimmt. Durch sie geht weniger Energie verloren, und es muss weniger geheizt oder gekühlt werden. Die Wärmedämmung ist der Grundstein Ihrer energetischen Sanierung. Die häufigste Art der Dämmung ist die Außendämmung. Das betrifft Fassaden und Dächer. Der Vorteil: Der Wohnraum wird nicht verkleinert. Anders als bei der Innendämmung, die zum Beispiel zum Einsatz kommt, wenn Ihr Gebäude unter Denkmalschutz steht. Hier wird der Wohnraum durch die Dämmung geringfügig verkleinert. Weitere Dämmarten, wo man am sinnvollsten dämmt und wie man richtig plant, verrät unter anderem die Verbraucherzentrale.

Fenster - Schutz vor Lärm und Energieverlust

Bei neuen Fenstern kommt es mehr auf den Rahmen als auf das Glas an. Er verstärkt die Dämm- und Schallschutzeigenschaften des Fensters. Hinzu kommt bei modernen Fenstern ein verbesserter Einbruchschutz. Die Frage nach dem Material, ob Holz, Aluminium oder etwas anderes, sollte immer vor Ort mit Fachleuten geklärt werden und hängt von Ihren individuellen Preisvorstellungen und Zielen ab. Die Art der Verglasung bestimmt den Energieverlust mit. Der beste Wert wird mit einer Dreifachverglasung erreicht. Die Sanierung der Fenster ist immer in Kombination mit anderen Wärmedämmmaßnahmen zu empfehlen. Aber allein mit dreifach verglasten und wärmegedämmten Fenstern können mehrere hundert Euro Heizkosten im Jahr gespart werden.

Extra Tipp

Besonders gute Ergebnisse beim Energiesparen erzielt man laut KfW mit einer erneuerten Heizungsanlage in Kombination mit einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung.

Die richtigen Fördermittel abgreifen

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima fördert Hausbesitzer mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen. Diese gibt es beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für Einzelmaßnahmen und bei der KfW unter anderem für das gesamte Gebäude. Eine genaue Übersicht und einen Rechner bietet die Stiftung Warentest. Die steuerliche Förderung durch den Bund beträgt maximal 40.000 Euro pro Wohngebäude.

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Fazit

Es muss nicht alles auf einmal geschehen. Auch wenn sich eine energetische Sanierung am Ende finanziell lohnt, ist eine Komplettsanierung sehr zeitaufwendig. Wer sich durch eigene Stromerzeugung unabhängiger machen möchte, sollte zuerst das Dach sanieren und dann eine Photovoltaikanlage installieren. So geht keine unnötige Wärme über das Dach verloren, und die neue Solaranlage unterstützt schon früh mit eigener Energie.

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 09. April 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, awi

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