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Höhepunkt der Rosetta-Mission Sonne heizt Tschuri mächtig ein

Ganz nah dran: Rosetta nahm aus nur 186 Kilometern Entfernung den bis dahin gewaltigsten Gasausbruch Tschuris auf.

Ganz nah dran: Rosetta nahm aus nur 186 Kilometern Entfernung den bis dahin gewaltigsten Gasausbruch Tschuris auf.

(Foto: DLR)

Wenn ein Komet der Sonne nahe kommt, gerät er ins Schwitzen. Dann schleudert er Gas und Staub ins All. Bei Tschuri ist es jetzt so weit, Raumsonde Rosetta hält das Spektakel in beeindruckenden Fotos fest. Eine aufregende Zeit – nicht nur für Forscher.

Am frühen Donnerstagmorgen, um 4.03 Uhr mitteleuropäischer Zeit, kommt Komet Tschuri – eigentlich Churyumov-Gerasimenko – der Sonne besonders nah: Nur noch etwa 186 Millionen Kilometer trennen ihn dann vom Zentralgestirn. Damit ist Tschuri nicht ganz so dicht an der Sonne wie die Erde, aber er ist näher dran als der Mars.

Die Temperaturen auf dem Kometen sind jedoch trotz der vergleichbaren Entfernung deutlich andere als auf unserem Planeten. Auf Tschuri wird es in diesem Abstand zur Sonne richtig heiß. Der Grund: Dem Kometen fehlt die schützende Atmosphäre. Rund 80 Grad Celsius sind in seinen südlichen Breiten messbar. Selbst der heißeste Ort der Erde, das kalifornische Death Valley, bringt es nur auf höchstens 56,7 Grad.

Rosetta hält Sicherheitsabstand

Mit dabei auf dem Ritt zur Sonne: Landeroboter Philae. Der eröffnete im November 2014 ein spektakuläres neues Kapitel der Raumfahrtgeschichte, als er auf dem Kometen aufsetzte. Und noch immer ist er intakt; nur mit dem Funkverkehr zur Erde läuft es derzeit nicht so gut. Begleitet werden die beiden von Rosetta, der Sonde, die Philae so tief ins All getragen hat. Sie fliegt rund 300 Kilometer entfernt von Tschuri – ein sicherer Abstand, um Kometenteilchen aus dem Weg zu gehen. Denn Tschuri wird gerade zur Staubschleuder.

Für Wissenschaftler ist damit die spannendste Phase der Mission erreicht: Je näher Tschuri der Sonne ist, je höher die Temperaturen klettern, umso aktiver wird er. Gas und Staub schießen ins All. Die gefrorenen Bestandteile des Kometen verdampfen und reißen Staub mit sich. Bekäme Rosetta Kometenpartikel ab, könnte sie die Orientierung verlieren. Deswegen hält sich die Sonde ein wenig im Hintergrund. Am 29. Juli war sie noch etwas näher am Geschehen: Da gelang es Rosetta, den bis dahin gewaltigsten Gasausbruch auf Tschuri aus 186 Kilometern Entfernung zu fotografieren und zu analysieren.

Schon jetzt gewaltige Jets

Das Ergebnis: Die Zusammensetzung der Gas- und Staubhülle um den Kometen verändert sich. Im Vergleich zu Messungen zwei Tage zuvor stellten die Wissenschaftler die doppelte Menge Kohlendioxid, die vierfache Menge Methan und die siebenfache Menge Schwefelwasserstoff fest. Die Wasserdampfproduktion blieb annähernd konstant.

14 Stunden nach dem Ausbruch prasselten auf Rosettas Messgerät rund 30 Staubteilchen am Tag ein – das waren zehnmal so viele Teilchen wie Anfang Juli. Die Menge steigerte sich auf 70 Staubteilchen innerhalb von vier Stunden am 1. August. Sogar das Magnetfeld des Sonnenwindes wurde durch diesen gewaltigen "Jet" für einige Minuten zurückgedrängt. In den Tagen nach dem Durchlaufen des Perihels – dem sonnennächsten Punkt – wird Tschuris Aktivität sogar noch zunehmen, vermuten Forscher.

Der Quietscheenten-förmige Komet wird durch diese Prozesse immer kleiner. Einige hundert Kilogramm Kometenmasse verschwinden jetzt jede Sekunde im All. Dennoch wird er durchhalten, meinen die Forscher. Manch anderen Kometen hat es in unmittelbarer Nähe zur Sonne zerrissen, doch so weit wie Tschuri von ihr entfernt ist, sind die Gezeitenkräfte der Sonne dafür zu schwach. So wird Tschuri in 6,5 Jahren wieder dicht an der Sonne vorbeikommen. Auch Philae und Rosetta sind dann noch mit dabei – allerdings nicht mehr funktionsfähig. Im Juni 2016 stellt Rosetta den Betrieb ein, Kontakte zu Philae sind dann ausgeschlossen.

Quelle: ntv.de, asc

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