Der König ist tot. Es lebe die Königin! Brigitte Nielsen übernimmt das Zepter von Peer Kusmagk und ist neue Dschungelkönigin. Ihr Vorgänger sieht es mit Wohlwollen - und ist vom Dschungel-Fieber angesteckt.

Fiiinale! Oh oh! Fiiiinale! Oh Oh Oh Oh! Der diesjährige Urwald-Wahnsinn hat endlich seinen Höhepunkt erreicht. Zeit für ein intimes Stelldichein ehemaliger Monarchen - ein königliches Public Viewing quasi, um gemeinsam zu erfahren, wer fortan mit uns die Ahnenreihe der Dschungelkönige schmücken wird. Und so bin ich verabredet mit Désirée Nick und Ross Antony, die sich lauthals zu ihrer Sympathie für Kim und Rocco bekennen. Ich hingegen frage mich: Wer, wenn nicht Brigitte, sollte denn hier heute Abend als Gewinner hervorgehen?

So ungleich und geteilt die königlichen Lager vor dem Fernsehschirm sind, so ungleich ist das Trio, das sich nach 16 Tagen im australischen Dschungel nun ins letzte Gefecht stürzt. Ganz der Gentleman geht Rocco als erster in den Titelkampf, der ein bisschen an einen Kindergeburtstag superreicher Kids erinnert, wie Désiréé bemerkt. Vielleicht wird ja die nächste Geburtstagsfete der Geissen-Kinder ähnlich inszeniert. Mit einer ernsthaften Prüfung jedenfalls hat Roccos Aufgabe nichts zu tun. Zu einfach fällt es ihm, zwischen Schlamm, Schleim und ein paar Krabbeltierchen die Sterne zu ergattern. Und ein wenig schummeln tut er auch noch dabei. Majestätisch ist das nicht.

Dann kommt Kim an die Reihe, die sich wie in einem Serengeti-Streichelzoo verschiedenen Tieren nähern muss. Ein Glück, dass dabei ihre Augen hinter einer schwarzen Schutzbrille verborgen sind. So muss sie den in ihrem Mund zappelnden Skorpion wenigstens nicht sehen. Wieder einmal tapfer, die kleine Kim, doch die einzig wahre Mutprobe steht la Nielsen bevor. Souverän stellt sie sich ihrer großen Furcht vor allzu ekligen Essensgaben, schluckt alles, was ihr vorgesetzt wird, und wirft beim Verzehr des Hinterteils vom Strauß sogar eherne Prinzipien über Bord: "Ich esse kein Arschloch von niemand."
 

Einfach unvorhersehbar

Als es zur Krönung geht, ist der Beweis erbracht, dass eine Volksabstimmung nicht irrt: Die neue Dschungelkönigin heißt Brigitte! Nie zuvor hat sich jemand so wahrhaftig über den Sieg gefreut wie sie. "Vielen Dank, Leute. So nett, so süß", ist die Dänin von ihrem Sieg, den - zugegeben - nicht nur ich vorausgeahnt hatte, ganz hin und weg. Ihre Freude ergreift mich und begleitet mich bis nach Hause. Ich bin gespannt, welche Sendung das das nächste Mal wieder bei mir schaffen wird - die Geissens werden es wohl nicht sein.

Der Camping-Ausflug 2012 endet so, wie er die meiste Zeit gewesen ist: Friedlich, authentisch und immer unterhaltsam. Es war wohl nicht der Krimi, den ich und meine Mitstreiter vergangenes Jahr geboten haben, aber ich für meinen Teil habe die Rolle des diesmal unbeteiligten Zuschauers voll und ganz genossen. Und ohnehin: Manchmal sieht man ja auch lieber einen Thriller und ein anderes Mal Rosamunde Pilcher …

Die Tatsache, dass man vorher nicht weiß, was für ein Film bei den Ereignissen im Dschungelcamp herauskommt, macht gerade den Reiz aus und unterstreicht den Anspruch der Sendung, das vielleicht einzige wahre Reality-Format zu sein. Unvorhersehbar! Damit straft die Show auch alle Lügen, die unterstellen, dass von außen Einfluss auf die Geschehnisse genommen wird - dann hätte sich RTL sicher einen spektakuläreren Rahmen ausgedacht.

Für vorhersehbaren Reality-Nachschub ist im deutschen TV unterdessen ja zu Genüge gesorgt. Lodda lässt sich demnächst wie die Katzenberger in die Karten schauen. Zum Sand in den Kopf stecken. Oder anders ausgedrückt: Lang lebe der Dschungel!

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