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EZB hebt Leitzinsen noch mal an Was die zehnte Zinserhöhung in Folge für Sie bedeutet

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Geld wird noch mal teurer.

Geld wird noch mal teurer.

(Foto: imago images/Kirchner-Media)

Mit der neuerlichen Leitzinserhöhung durch die EZB um 0,25 auf nunmehr 4,50 Prozentpunkte verbessert sich die Perspektive für Sparer noch mehr. Im Gegenzug werden sich aber auch Kredite verteuern, was sich wohl auch bei der Immobilienfinanzierung zeigen wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut auf die weiterhin hohen Inflationsraten im Euroraum reagiert und den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei ihr besorgen können, im Euroraum erneut um 0,25 Prozent auf nun 4,50 erhöht. Parken Banken hingegen Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig ebenfalls einen Viertel-Prozentpunkt mehr - nämlich 4,00 Prozent Zinsen.

Für Sparer dürften sich durch die bereits zehnte Zinserhöhung in Folge die Perspektiven weiterhin verbessern. Aber wie bereits zuvor relativieren sich die Maßnahmen, wenn bedacht wird, dass die Teuerungsraten zuletzt über 5 Prozent im Euroraum und sogar über 6 Prozent in Deutschland lagen. Damit sind die Zinsen, die es fürs Ersparte gibt, immer noch real deutlich negativ.

Darauf, was die Erhöhung der Leitzinsen für Verbraucher bedeutet, haben diverse Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Tages- und Festgeldkonten

Bereits die EZB-Entscheidungen von Juli, September, Oktober und Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai und Juli 2023 hatten für steigende Zinsen auf Tagesgeldkonten gesorgt, auch bei neu abgeschlossenen Festgeldern war ein deutlicher Zinsanstieg spürbar. Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind derzeit 4,150 Prozent Zinsen zu holen (Isbank). Bei Geldhäusern in der EU sind es bis zu 4,511 Prozent (Aegean Baltic Bank via Weltsparen).

Bei Laufzeiten von drei Jahren gibt es laut FMH-Finanzberatung bis zu 4,420 Prozent (Rietumu Bank via Weltsparen). Ohne Vermittler bietet die Crédit Agricole 4,150 Prozent für drei Jahre. Deutsche Einlagensicherung gibt es für diesen Zeitraum bei der CreditPlus Bank, der Isbank und der Ziraat Bank in Höhe von 4,00 Prozent. Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland bis zu 4,25 Prozent Zinsen bei der PBB Direkt.

Im aktuellen Umfeld können Sparer die Treppenstrategie nutzen. Hierbei liegt nicht das ganze Sparvermögen auf einem einzigen Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt. Flexibilität ist somit im aktuellen Umfeld wichtig, daher sollten Sparer nicht ihr ganzes Vermögen in langfristige Anlagen stecken. Laut Check24 ist die Markterwartung, dass die Sparzinsen in ein bis zwei Jahren wieder sinken könnten.

Festgeldkonten im Vergleich

Beim Tagesgeld werben immer mehr Banken mit vergleichbaren Sonderangeboten um neue Kunden. Offeriert werden dabei Tagesgeldzinssätze bis 4,013 Prozent. Die besonders attraktiven Aktionszinsen gelten in der Regel aber nur für einige Monate, danach wird das Guthaben zu meistens deutlich niedrigeren Bestandskundenkonditionen weiter verzinst.

Den höchsten Zinssatz bieten derzeit laut FMH die Renault Bank Direkt, die C24 Bank und die IKB Deutsche Industriebank. Neukunden bekommen hier 4,013 Prozent Zinsen für drei Monate - beziehungsweise bis 31. Dezember 2023 (C24) - auf ihr Tagesgeldguthaben garantiert.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Doch nach wie vor profitieren längst nicht alle Sparer von der Zinswende. Laut einer aktuellen Analyse des Vergleichsportals Verivox zahlen von 738 ausgewerteten Banken und Sparkassen 84 immer noch keine Tagesgeldzinsen. Das entspricht einem Anteil von 11 Prozent. Zum Vergleich: Kurz vor dem letzten Notenbanktermin hatte Verivox noch bei 141 Kreditinstituten Nullzinsen ermittelt, was damals einem Anteil von 19 Prozent entsprach. Und 21 Prozent (152 Institute) der ausgewerteten Geldhäuser bieten ihren Sparern lediglich Niedrigzinsen und zahlen nicht mehr als 0,25 Prozent. Das sind in Summe etwa ein Drittel (32 Prozent) aller Banken, die entweder keine oder kaum Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto anbieten.

Vor allem bei den regionalen Kreditinstituten müssen Kunden noch immer häufig verzichten: 33 Prozent (101 Institute) der insgesamt 309 Sparkassen in der Auswertung zahlen nicht mehr als 0,25 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Davon bieten 12 Prozent (37 Institute) überhaupt keine Verzinsung, 21 Prozent (64 Institute) offerieren einen Zinssatz zwischen 0,01 und 0,25 Prozent.

Noch etwas größer ist der Anteil der Institute mit Null- oder Niedrigzinsen unter den 345 regionalen Genossenschaftsbanken in der Verivox-Auswertung. Dazu gehören die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. In diesem Segment zahlen 13 Prozent (45 Institute) der untersuchten Banken gar keine Tagesgeldzinsen, weitere 24 Prozent (84 Institute) zahlen zwar Zinsen, jedoch nicht mehr als 0,25 Prozent. Bei den bundesweit aktiven Banken sind Null- und Niedrigzinsen hingegen selten: Von insgesamt 84 ausgewerteten Instituten zahlen nur insgesamt sechs entweder keine (zwei Institute) oder kaum (vier Institute) Zinsen.

Der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote liegt aktuell bei 1,40 Prozent und hat sich somit im Jahresverlauf in etwa verdreifacht. Anfang Januar lagen die Zinsen noch bei 0,46 Prozent.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Ratenkredite

Mit den hohen Zinsen für Sparer klettern auch die Zinsen bei Verbraucherkrediten in die Höhe. Denn wenn die Festgeldzinsen steigen oder auf hohem Niveau stagnieren, werden von jeher auch die Ratenkredite teuer. Unerfreulich aus Sicht der Verbraucher. Hier geht es ebenfalls nach oben, denn die Banken nutzen die Festgeld- und Tagesgeldanlagen zur Refinanzierung von Konsumentenkrediten. Lagen die Zinsen für ein solches Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit im Januar 2022 noch bei mittleren 3,70 Prozent, waren es zum Jahresende 2022 bereits 5,95 Prozent. Derzeit liegen sie laut FMH im Schnitt bei 7,06 Prozent für den genannten Zeitraum.

Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich aber. Denn die Spanne der Angebote liegt aktuell zwischen 4,08 und 11,00 Prozent.

Ratenkredite im Vergleich

Bauzinsen

Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn 2022 bereits mehr als vervierfacht. Laut FMH liegt der Durchschnittszinssatz für ein Zehn-Jahres-Darlehen bei derzeit 3,96 Prozent. Je nach Anbieter schwankten diese zwischen 3,67 und 4,79 Prozent pro Jahr.

Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmen maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden. Check24 vermutet, dass Kreditnehmer in näherer Zukunft für Ihre Baufinanzierung mit Zinsen auf gleichem Niveau rechnen müssen.

Wer vor der Entscheidung für eine längere oder kürzere Zinsbindung steht, sollte sich überlegen, welche Zinsentwicklung er erwartet. Geht man davon aus, dass die Zinsen in fünf Jahren deutlich niedriger sein werden als heute, empfiehlt sich eine kurze Laufzeit. Geht man hingegen davon aus, dass sich die Zinsen eher nach oben bewegen, wäre eine langfristige Absicherung von 20 Jahren sinnvoll. Sicherheit kostet Geld, schafft aber langfristige Gewissheit über die eigene Belastung.

Baugeldzinsen im Vergleich

Dispozinsen beim Girokonto

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Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist, vor allem in Zeiten steigender oder hoher Zinsen nicht. Abgesehen davon steigen auch die Dispozinsen durch die Zinswende, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der aktuelle Durchschnittszins eines Dispokredits derzeit laut FMH bei 11,74 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt demnach 12,98 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Girokonto-Vergleich

Quelle: ntv.de

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