Der Himmel im Oktober Draconiden kommen, Großer Wagen geht
30.09.2021, 10:07 Uhr
Großer Wagen über Bergen in Bayern, im August: Im Oktober gerät das Sternbild aus dem Blickfeld.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Große Wagen verschwindet im Oktober aus dem Blickfeld, dafür zeigen sich Kassiopeia und das Pegasusquadrat am Nachthimmel. Und vielleicht werden Beobachter von dem einen oder anderen Meteor überrascht. Zudem endet die Sommerzeit: das heißt eine Stunde länger schlafen.
Mit Einbruch der Abenddämmerung sieht man im Südwesten die strahlende Venus. Wegen ihrer horizontnahen Position ist sie allerdings nicht besonders auffällig. Am 9. erhält sie Besuch von der schmalen Sichel des zunehmenden Mondes, ein netter abendlicher Himmelsanblick. Zur Monatsmitte zieht Venus drei Vollmondbreiten nördlich am roten Überriesenstern Antares vorbei, dem Hauptstern des Skorpions. Am 29. Oktober erreicht sie mit 47 Grad ihren größten östlichen Winkelabstand von der Sonne. Im Teleskop erscheint sie dabei halb beleuchtet. Man hat den Eindruck eines winzigen Halbmondes. Anfang Oktober geht Venus eine Viertelstunde nach 20 Uhr unter, am Monatsletzten bereits 20 Minuten früher.
Die Riesenplaneten Saturn und Jupiter, beide im Sternbild Steinbock, beherrschen die erste Nachthälfte. Aus der zweiten Nachthälfte zieht sich Jupiter zurück. Ende Oktober verblasst er bereits eine Stunde nach Mitternacht am südwestlichen Horizont. Anfang Oktober geht der Ringplanet eine Viertelstunde vor zwei Uhr morgens unter, Ende des Monats bereits eine Viertelstunde vor Mitternacht.
Günstige Morgensichtbarkeit des Merkur
Merkur bietet im letzten Monatsdrittel eine günstige Morgensichtbarkeit. Bei guten Bedingungen kann man den kleinsten der acht Planeten unseres Sonnensystems ab dem 20. in der Morgendämmerung knapp über dem Osthorizont erkennen. Um 6.15 Uhr erfolgt der Merkuraufgang. Etwa 20 Minuten später macht er sich am Horizont bemerkbar. Bis zum 31. verspätet sich der Aufgang des flinken Planeten um eine Viertelstunde. Gegen 7.30 Uhr verblasst Merkur in der zunehmenden Morgenhelle.
Mars wird am 8. im Sternbild Jungfrau von der Sonne eingeholt, er steht dann in Konjunktion mit ihr. Der rote Planet geht mit der Sonne auf und mit ihr unter. Er hält sich somit am Taghimmel auf und bleibt nachts unbeobachtbar unter dem Horizont.
Sternschnuppen des Delta-Draconiden-Stroms
Millionen von Asteroiden und Kometen rasen durch das Sonnensystem. Unterschieden werden sie vor allem anhand ihrer Zusammensetzung; ganz klar definiert ist der Unterschied jedoch nicht. ASTEROIDEN sind die kleineren Geschwister der Planeten, sie bestehen aus Gestein und Metallen. Weil sie klein und leicht sind, bleibt ihre Bahn um die Sonne nicht unbedingt konstant, sondern kann sich durch die Gravitationskräfte anderer Körper verändern. Für sehr kleine Objekte mit weniger als einigen Dutzend Metern Durchmesser wurde die Bezeichnung METEOROIDEN eingeführt. Verglühen sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht komplett, sondern erreichen noch den Boden, werden sie METEORITEN genannt. Jeden Tag gelangen viele Tonnen kosmischen Materials auf die Erde, allerdings zum größten Teil als Staub. KOMETEN oder Schweifsterne sind ebenfalls Überreste der Entstehung des Sonnensystems und bestehen aus Eis, Staub und lockerem Gestein.
Die Sternschnuppen des Delta-Draconiden-Stroms tauchen vom 4. bis 8. Oktober auf. Sie sind Bruchstücke des Kometen 21P/Giacobini-Zinner, weshalb sie auch gelegentlich als Giacobiniden bezeichnet werden. Die Meteorhäufigkeit schwankt von Jahr zu Jahr erheblich. Im Jahr 2011 wurden rund 400 Meteore pro Stunde registriert. Auch 2012 wurde eine verstärkte Aktivität beobachtet. Man ist vor Überraschungen nicht gefeit. Der Flucht- oder Ausstrahlungspunkt dieses Stroms liegt im Sternbild Drache. Da der Drache hoch am Himmel steht, sind die Draconiden die ganze Nacht über sichtbar. Die meisten Sternschnuppen sind am 8. abends zu erwarten.
Oft wird gefragt, in welche Richtung man schauen soll, um die Sternschnuppen zu sehen. Ganz einfach: Die Meteore flitzen vom Fluchtpunkt aus in alle Richtungen. Daher sieht eine einzelne Beobachterin oder ein einzelner Beobachter nur einen Bruchteil aller aufflammenden Sternschnuppen.
Der Mond erreicht am 6. um 13.05 Uhr seine Neumondposition. Am 8. kommt er abends mit 363.390 Kilometern Distanz in Erdnähe. Am 14. sieht man über dem Südhorizont den zunehmenden Halbmond gegen 20 Uhr zwischen den Planeten Saturn und Jupiter, ein auffallendes Dreigestirn. Die Vollmondphase tritt am 20. um 16.57 Uhr ein, wobei der hellglänzende Mond vor der Sternenkulisse der Fische steht. Am 24. befindet sich der Mond mit 405.620 Kilometern in Erdferne.
Großer Wagen oft verdeckt
Am abendlichen Fixsternhimmel wird man eventuell vergeblich nach dem Großen Wagen Ausschau halten. Denn seine sieben Sterne haben jetzt ihre tiefste Position erreicht und stehen knapp über dem Nordhorizont, weshalb sie oft von Häusern, Bäumen oder Bergen verdeckt werden.
Dafür steht hoch am Firmament das Himmels-W, die Kassiopeia. Die mittlere Spitze dieses Sternen-Ws deutet ungefähr auf den Polarstern. Hoch am Südhimmel sieht man ein großes Sternenquadrat. Es bildet den Hauptteil des Pegasus, dem geflügelten Pferd aus der Fabelwelt. Es soll den Dichtern und Denkern zu ihren Gedankenflügen verhelfen. Der Pegasus ist das Leitsternbild des Herbsthimmels. Deshalb nennt man das Pegasusquadrat auch Herbstviereck. Es hat zwar keine besonders hellen Sterne, ist aber dennoch gut zu erkennen.
Mythos um Andromeda
An das Herbstviereck schließt sich in nordöstlicher Richtung die Sternenkette der Andromeda an. Die Andromeda ist die Tochter der eitlen Königin Kassiopeia, die als Sternenfigur des Himmels-Ws hoch über unseren Köpfen steht. Auch ihr Gemahl, der König Kepheus, ist als allerdings unscheinbares Sternbild vertreten. Kassiopeia hat die Nereiden, die Töchter des Meeresgottes Neptun, beleidigt, indem sie behauptete, schöner als diese zu sein. Zur Strafe entsendet der Meeresgott einen gewaltigen Tsunami, der die Küste Äthiopiens verwüstet.
Nach einem Orakelspruch muss die Prinzessin Andromeda dem Meeresungeheuer Cetus geopfert werden. Sie wird an einen Felsen vor den Gestaden Äthiopiens in Ketten angeschmiedet. Schon naht blutrünstig der Cetus, der als Sternbild Walfisch ebenfalls am Herbsthimmel vertreten ist. Doch es handelt sich nicht um einen Wal im zoologischen Sinn, sondern um ein Monster mit spitzen Zähnen und Klauen. In höchster Not eilt der Held Perseus auf seinen Flügelschuhen durch die Lüfte herbei. Er zeigt dem Cetus das abgeschlagene Haupt der Medusa. Ein schrecklicher Anblick, der den Cetus augenblicklich zu Stein erstarren lässt - Andromeda ist gerettet.
Sternensystem Andromedanebel
Im Sternbild Perseus funkelt Algol, der Teufelsstern, der alle 70 Stunden einen Lichtabfall zeigt. Hier kreisen zwei Sterne umeinander und bedecken sich gegenseitig, was einen Helligkeitsrückgang bewirkt. Im Sternbild der Andromeda sieht man bei guten Bedingungen ein schwaches, längliches Lichtfleckchen. Dieses hat erstmals der arabische Astronom Al Sufi (903 - 986) in seinem Buch der Fixsterne beschrieben. Aber erst vor 100 Jahren gelang es mit dem 2,5-Meter-Spiegelteleskop auf den Mt. Wilson in Kalifornien, nachzuweisen, dass der Andromedanebel ein riesiges Sternensystem ist. Rund 400 Milliarden Sonnen leuchten hier in 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung.
Der Andromedanebel ist eine Galaxie, ein Milchstraßensystem wie unsere Milchstraße. Die Andromedagalaxie ist gewissermaßen unsere Nachbargalaxie. Beide Sternensysteme kommen einander immer näher. In knapp fünf Milliarden Jahren werden beide Galaxien aufeinander treffen, wobei sie einander zunächst umtanzen. Dabei werden beide Spiralgalaxien durch die Gezeitenkräfte verbogen und verformt. Lange Schweife von Milliarden Sternen werden zudem aus den Galaxien herausgerissen. Schließlich werden beide Sternensysteme zu einer riesigen elliptischen Galaxie verschmelzen. Man hat für sie schon einen Namen gefunden: Milkomeda. Solche Verschmelzungsprozesse von Galaxien beobachtet man häufiger im Universum. Unsere Erde wird es dann nicht mehr geben und von der Sonne wird nur noch ein kleiner, weißer Zwergstern übrigbleiben.
Mitteleuropäische Sommerzeit endet
Die Sonne wandert am absteigenden Ast ihrer Jahresbahn und nimmt immer südlichere Positionen ein. Am 23. tritt sie morgens in das Tierkreiszeichen Skorpion. Sie wandert den ganzen Oktober über durch das Sternbild Jungfrau und wechselt am letzten Tag in das Sternbild Waage. Die Mittagshöhen gehen um elf Grad zurück, die Tageslänge schrumpft um fast zwei Stunden.
Am Sonntag, 31. Oktober 2021, endet die Mitteleuropäische Sommerzeit. Um drei Uhr morgens sind die Uhren um eine Stunde zurückzudrehen.
Quelle: ntv.de, Hans-Ulrich Keller, dpa