So läuft der 30. Spieltag Lahm will kein Suppensalz, der BVB weint
16.04.2016, 10:06 Uhr
"Man muss nicht immer das Salz in der Suppe suchen": Käp'n Lahm in Lissabon.
(Foto: imago/Eibner)
Philipp Lahm sucht das Salz in der Suppe - eine haarige Angelenheit für den FC Bayern, der Atlético im Sinn und Schalke vor der Brust hat. Die Dortmunder lecken ihre Wunden und Viktor Skripnik will kein Clown sein.
Was machen Guardiola und der FC Bayern?
Nach dem 2:2 bei Benfica Lissabon sprach Philipp Lahm am Mittwoch im ZDF: "Man muss nicht immer das Salz in der Suppe suchen." Dennoch werden die Duelle mit Atlético Madrid im Halbfinale der Fußball-Champions-League mutmaßlich eine haarige Angelegenheit, hat doch die wegen ihrer Robustheit und Leidensfähigkeit gefürchtete Mannschaft von Trainer Diego Simeone in ihrem Viertelfinale mit dem FC Barcelona den amtierenden Titelträger ausgeschaltet. Und überhaupt: Atlético spielt einfach fies. Das wird kein Spaß für die Bayern, die im Hinspiel am 27. April zuerst im Estadio Vicente Calderón antreten.
Erst aber einmal heißt es: Bundesliga, 30. und damit fünftletzter Spieltag. Am frühen Samstagabend spielen die Münchner gegen den FC Schalke 04. In Gelsenkirchen macht ja das Gerücht die Runde, dass Trainer André Breitenreiter im Sommer nach nur einem Jahr gehen muss. Als Nachfolger werden Augsburgs Markus Weinzierl, Ingolstadts Ralph Hasenhüttl und der ehemalige Mönchengladbacher Übungsleiter Lucien Favre gehandelt. Was Breitenreiter dann doch etwas nervt. Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung behauptete er allerdings: "Das lässt mich völlig kalt. Ich bin gelassen, weil ich von meinem Weg überzeugt bin. Wenn man nicht überzeugt ist, muss man sich trennen." Hier spricht der Profi. Apropos: Matthias Sammer, Sportvorstand des FC Bayern hat sich gemeldet. Er mahnt: "Die Champions League ist abgehakt, es ist Bundesliga-Alltag. Wir haben nichts zu verschenken. Dortmund wird keinen Punkt mehr abgeben, wir sollten auf der Hut sein." Auch Trainer Josep Guardiola sagt: "Das Wichtigste ist, dass ich die Spieler überzeugen kann, dass wir noch nicht deutscher Meister sind. Darin bin ich gut. Das ist mein Beruf." Fünf Spieltage vor dem Ende der Saison hat der FC Bayern sieben Punkte Vorsprung auf den BVB. Was direkt zu der Frage führt:
Wie läuft's bei Borussia Dortmund?
Keine ernsthafte Frage, oder? Dass der BVB am Sonntagnachmittag im Westfalenstadion gegen den Hamburger SV antreten muss, ist da noch das geringste Problem. Schließlich qualifizieren sich die Dortmunder auch dann für die Champions League, wenn sie alle restlichen fünf Saisonspiele verlieren. Aber der Knock-out von Liverpool im Viertelfinale der Europaliga am Donnerstag dürfte bei den Spielern und ihrem Trainer Thomas Tuchel Spuren hinterlassen haben, die sich nicht so leicht verwischen lassen.
4:3 hieß es am Ende für die Mannschaft von Tuchels Vorgänger Jürgen Klopp. Für den Dortmunder Kapitän Mats Hummels war es ein "herber Rückschlag", für Vereinschef Hans-Joachim Watzke eine "tiefe Enttäuschung", für Trainer Thomas Tuchel ein "verpasster Meilenstein". Und Präsident Reinhard Rauball gab zu: "Das war die schlimmste Niederlage, die ich meiner Zeit beim BVB erlebt habe. Das kommt noch vor Wembley." 2013 hatte der BVB mit Trainer Klopp in London das Finale der Königsklasse mit 1:2 gegen den FC Bayern verloren. Und nach der Partie gegen den HSV steht schon das nächste K.-o.-Spiel an: Im Halbfinale des DFB-Pokals geht’s nächste Woche zur Hertha nach Berlin. "Die Enttäuschung müssen wir spätestens am Mittwoch in Energie umwandeln. Damit uns diese Energie so auf dem Platz stehen lässt, dass wir das nächste große Ziel erreichen - das Pokalfinale," fordert Tuchel.
Was machen des Verfolgers Verfolger?
Nun, Hoffenheim empfängt die Hertha aus Berlin. Und die Kraichgauer sind seit Wochen richtig gut drauf, sind mit 17 Punkten auf ihrem Konto dem BVB (23) und dem FC Bayern (22) dicht auf den Fersen, haben sie doch nur sechs und fünf Zähler Rückstand. Um aber nicht den Anschluss zu verlieren, braucht's unbedingt einen Sieg. Wie gut, dass mit Hertha BSC das aktuelle Krisenkind der Liga anmarschiert. Oh, Pardon, wir sind in der Tabelle verrutscht, waren einen Moment im Nagelsmann-Tableau unterwegs. Die errechnet die Ausbeute aller Bundesligisten nach dem 11. Februar, nach jenem Tag, als Julian Nagelsmann Trainer der TSG wurde.
Und dort sind die Hoffenheimer eben Tabellendritter. In Wahrheit, also der großen Tabelle mit bisher 29 Spieltagen sieht das Bild zwar nicht ganz so rosig aus, Platz 14 aktuell - aber was sagt das schon? Nun, vor allem eines: In der Vor-Nagelsmann-Ära lag die Mannschaft abgeschlagen auf Rang 17, acht Runden später hat sie sich ein Drei-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz erarbeitet. Läuft also. Behaupten sie bei der Hertha eher nicht. Hatten sie das 0:5 in Gladbach noch charmant weggelächelt, weckte das 2:2 gegen Hannover doch berechtigte Zweifel, ob sie den dritten Platz bis zum Saisonende verteidigen können. Ein Glück für Trainer Pal Dardai, dass Vedad Ibisevic einsatzbereit ist. Der sieht nach seinem Kieferhöhlenbruch aus der Partie gegen Hannover und entsprechender Carbonmaskierung zwar aus wie ein Rächer aus dem Mittelalter, ist aber laut Dardai "torgefährlich wie eh und je."
Torgefahr - das ist ja so eine Sache, mit der die Frankfurter seit Wochen hadern. In den jüngsten acht Spielen gelangen ihnen lediglich zwei Tore. Das wiederum liegt vor allem an Alexander Meiers Fettkörper. Der ist nämlich seit Anfang März eingerissen und will einfach nicht ausheilen. Was für Meier bitter und die Eintracht existenzgefährdend ist - was den Verbleib in Liga eins betrifft. Dennoch freut sich Trainer Niko Kovac auf die Partie bei Bayer 04. Warum? "Weil für meinen Bruder und mich Leverkusen die erste Station in der Bundesliga war." Na guck! Und pfiffig wie der Kroate ist, reist er nicht ohne Taktik zu den wiedererstarkten Rheinländern, die zuletzt vier Spiele in Serie zu Null gewonnen haben. Was für die harmlose Hessen-Offenisve jetzt nicht die beste Nachricht ist. Aber zurück zur kovac'schen Spielidee. Die ist nämlich wirklich so pfiffig, dass wir sie nicht verschweigen wollen: "Wir fahren nicht nach Leverkusen, um die Arme hoch zu heben und uns zu ergeben." Bleibt der FSV Mainz 05, der die wieder latent abstiegsbedrohten Kölner empfängt. Der Respekt beim Eff-Zeh ist groß und von ganz viel Realismus geprägt. Da sagt der Trainer der Kölner: "Mainz spielt eine richtig gute und stabile Saison." Stimmt. Und er sagt: "Wir wollen ihnen trotzdem ein Bein stellen auf dem Weg nach Europa." Werden wir sehen.
Brisanz oder Langeweile?
In Ingolstadt war's doch diese Woche zum ersten Mal brisant. Da baggerten die allseits beliebten Leipziger an Trainer Ralph Hasenhüttl. Und während sich die Verantwortlichen beider Klubs rege über die Art des Baggerns stritten, erklärte der Österreicher ganz unverbindlich: "Es gibt Anfragen für mich, und ich habe mich mit mehreren Vereinen ausgetauscht. Über Inhalte werde ich keine Aussagen treffen." Kommen wir daher nun zum Sportlichen. Ingolstadt trifft im Aufsteigerduell auf Darmstadt. Für deren Trainer Dirk Schuster ist es eine ganz kniffelige Aufgabe, vielleicht die kniffeligste überhaupt: "Nach meiner Ansicht ist das das schwerste Spiel der ganzen Saison. Wir müssen am Samstag absolut an unser Leistungslimit gehen." Die Lage ist übrigens Folgende: Der FCI hat nur noch sechs Punkte Rückstand auf einen Europaligaplatz. Die Lilien dagegen wollen im eigenen Stadion einen weiteren und vielleicht schon entscheidenden Schritt Richtung Nicht-Abstieg machen. "Wir sind absolut fokussiert auf das große Ziel. Aber es ist uns bewusst, dass es bis zum Schluss Spitz auf Knopf gehen kann", sagt Schuster. Ganz simpel ist dagegen die Situation vor dem Duell zwischen den gastgebenden Augsburgern und den in Augsburg gastierenden Stuttgartern: Gewinnt der FCA, ist Stuttgart wieder mittendrin im Abstiegskampf. Gewinnt Stuttgart, hat sich das Thema Abstiegskampf im positiven Sinne erledigt. Geht's Remis aus? Nun, darüber würden wir uns dann am Montag nochmal ausführlich unterhalten.
Für welchen Trainer wird es eng?
Das nennen wir mal norddeutsche Gelassenheit: Werder Bremen steckt gaaanz tief im Abstiegskampf und Viktor Skripnik ist tüchtig angezählt. Der Ukrainer bleibt indes die Ruhe selbst und erklärt: Abgesehen von "zwei bis drei neuen Übungen" habe sich die Mannschaft wie gewohnt auf die kommende Begegnung vorbereitet. Von dramatischen Änderungen im Trainingsprogramm, so Skripnik, halte er nichts. "Wenn ich jetzt plötzlich wie ein Clown vor der Mannschaft herumspringe, bin ich nicht mehr Viktor Skripnik. Und ich möchte Viktor Skripnik bleiben", erklärte der 46-Jährige. Eine gute Nachricht für den Trainer: Vor dem Duell gegen königsklassenmüde-mausgraue Liga-Wölfe meldet sich Claudio Pizarro (wieder halbwegs) fit. Auskünfte zu seinem Gesundheitszustand durfte er wegen des Maulkorbs, den der abstiegsbedrohte Verein den Profis verpasst hat, aber nicht geben. "Tut mir leid, ich darf nichts sagen", erklärte er. Schade.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Katsche Schwarzenbeck muss uns nach Madrid begleiten. Atletico ist eine harte Nuss, aber wir wollen ja schließlich ins Finale." Thomas Müller gibt sich, was den FC Bayern betrifft, geschichtsbewusst.
Quelle: ntv.de