Zu 82 Prozent genau Algorithmus kann Impfskepsis vorhersagen
09.02.2022, 13:29 Uhr
Wer an Verschwörungsmythen glaubt, lässt sich wahrscheinlich eher nicht impfen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Für eine erfolgreiche Impfkampagne ist es wichtig zu wissen, warum sich jemand für oder gegen die Immunisierung entschieden hat. Forschende haben Daten aus fünf Ländern verglichen und daraus einen Algorithmus entwickelt, der Impfskepsis vorhersagen kann.
Warum lassen sich manche Menschen impfen und manche nicht? Ein internationales Team von Forschenden unter der Leitung der Universität Hamburg hat ein Modell erstellt, das mithilfe künstlicher Intelligenz die Impfbereitschaft von Menschen vorhersagen kann. Die Ergebnisse haben sie im Fachjournal "Scientific Reports" veröffentlicht.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dafür im Februar und März 2021 insgesamt mehr als 2500 Menschen aus fünf Ländern (Deutschland, USA, Großbritannien, Hongkong, Australien) zu verschiedenen Themen befragt. Mithilfe der Antworten haben sie einen Algorithmus entwickelt, der die Impfbereitschaft berechnen kann. "Eines unserer Hauptziele war es, mit wenigen Informationen über eine Person möglichst präzise impfskeptische Menschen zu identifizieren und so eine gezielte Ansprache zu ermöglichen", erklärte Studienleiterin Tania Lincoln in einer Pressemitteilung.
Neben Alter, Geschlecht, Bildung und Einkommen wurden auch andere Aspekte untersucht. Darunter waren etwa die politische Einstellung, die Sorge vor einer Corona-Infektion, andere Covid-Ängste, Misstrauen gegenüber Mitmenschen oder Institutionen sowie der Glaube an Verschwörungsmythen. "Uns ging es aber vor allem darum, Variablen zu identifizieren, die länderübergreifend gleichermaßen negativ auf die Impfbereitschaft wirken", sagte Lincoln in der Mitteilung.
Mehrere Faktoren entscheidend
Als wichtige Faktoren stellten sich der Glaube an Impfverschwörungen und mangelndes Vertrauen in Regierungen, Unternehmen oder Organisationen im Umgang mit der Pandemie heraus. Der Studie zufolge wurde die Impfbereitschaft auch durch ein allgemeines Misstrauen, dem generellen Glauben an Verschwörungsmythen und eine als gering wahrgenommenen gesellschaftlichen Stellung geschmälert. Die Sorge vor einer Corona-Infektion förderte dagegen die Impfbereitschaft - die Befragten aus Hongkong ausgenommen.
"Unser Algorithmus setzt die verschiedenen Variablen in Beziehung zueinander. Er kann zum Beispiel gewichten, ob in einer bestimmten Altersgruppe ein allgemeines Misstrauen gegenüber der Politik bei gleichzeitig hoher Nutzung der sozialen Medien zu mehr oder weniger Impfskepsis führt", erklärte Studienleiterin Lincoln in der Mitteilung. Mithilfe von zwölf Variablen und einer Genauigkeit von 82 Prozent kann der Algorithmus demnach vorhersagen, ob jemand einer Corona-Impfung skeptisch gegenüber steht.
Die Forschenden entdeckten aber auch Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern. Insgesamt sagten laut der Studie nur etwas mehr als 57 Prozent der Befragten, dass sie sich impfen lassen würden. Die Bereitschaft, eine Impfung anzunehmen, war in Großbritannien und Australien höher als in den USA, Deutschland oder Hongkong. Während in Hongkong die Befragten eher unentschlossen waren, neigten die Befragten in den USA und Deutschland zu zwei Extremen: für und gegen die Impfung.
Quelle: ntv.de, ses