Die 25.000 Euro-Frage Anleihen sind zu Aktien eine echte Alternative
05.06.2024, 14:52 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Der amerikanische Staat gilt als einer der zuverlässigsten Schuldner weltweit.
(Foto: IMAGO/Westlight)
Der amerikanische Aktienmarkt ist gemessen am S&P 500, der die 500 größten in den USA notierten Unternehmen umfasst, seit Jahresanfang um rund elf Prozent gestiegen. Für ein solches Plus braucht die Wall Street historisch betrachtet normalerweise mehr als ein Jahr.
Die Rally findet statt, obwohl die Zinsfantasie in den USA deutlich nachgelassen hat. Zum Jahresanfang hatten die Anleger noch um die fünf Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed erwartet. Jetzt gehen die Börsianer frühestens im September von einer ersten geldpolitischen Lockerung aus und rechnen nur noch mit insgesamt zwei Zinssenkungen.
Markus Lorbach ist seit 2019 bei der Qcoon-Invest in den Bereichen Vermögensberatung- und -management tätig. Außerdem leitet er das Stiftungsmanagement.
(Foto: Qcoon)
Die Gründe hierfür sind die hartnäckige Inflation, die Im April mit 3,4 Prozent nur minimal unter dem Wert des Vormonats lag, und die gute Konjunktur, die der feste Arbeitsmarkt unterstützt. Zwar lag die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe zuletzt minimal über der Prognose. In den Vereinigten Staaten herrscht aber weiter fast Vollbeschäftigung.
Korrektur durchaus möglich
Nach den insgesamt positiven Ergebnissen der US-Unternehmen im ersten Quartal könnten im Sommerloch den Anlegern zwischenzeitlich die guten Nachrichten ausgehen. Das könnte dem Aktienmarkt die Möglichkeit bieten, einmal durchzuatmen. Eine kleinere Korrektur käme nach dieser fulminanten Rally nicht überraschend und wäre auch gesund.
Mit den Ergebnissen fürs zweite Quartal könnten dann die US-Börsen wieder Auftrieb erhalten. Vor allem die etwas kleineren Technologieunternehmen aus der zweiten Reihe bauen derzeit etwas Personal ab. Das deutet auf eine Kostenoptimierung hin, was wiederum bei den Unternehmensgewinnen für positive Überraschungen sorgen könnte.
In Europa und hier selbst in Deutschland sind die Aktienmärkte seit Jahresbeginn ähnlich gut gelaufen wie in den USA. Hier ist es aber nicht eine boomende Wirtschaft, die die Unternehmensgewinne und damit die Aktienkurse nach oben treibt. Im Gegenteil: Aufgrund der mauen Konjunktur dürfte die EZB früher und stärker die Leitzinsen senken als die Fed.
Aussichten für Aktien mittel- bis langfristig positiv
Dazu kommt noch, dass europäische Aktien günstiger bewertet sind als amerikanische. Allerdings fällt das Wachstum der Unternehmensgewinne in den USA konstanter und auch höher aus, was wiederum höhere Bewertungen rechtfertigt. Untern Strich fallen die Aussichten für Aktien trotz der Korrekturgefahr mittel- bis langfristig positiv aus.
Das ist aber kein Grund, das gesamte Geld in Dividendentitel zu investieren. Denn mittlerweile bieten Anleihen eine attraktive Rendite. In den USA werfen zehnjährige Staatsanleihen einen Zins von 4,5 Prozent ab, was deutlich über der Inflation liegt. Entsprechende Investments liefern also auch eine reale Rendite.
Zwar gehen die Rentenmärkte davon aus, dass aufgrund der robusten Konjunktur in den USA die langfristigen Zinsen sogar noch einen Tick weiter zulegen. Bei einem Zinsanstieg um 0,25 Prozent würde dies einen Kursverlust der entsprechenden Anleihen von circa 1,75 Prozent bedeuten. Dann kämen Anleger in diesem Jahr aber immer noch auf eine Rendite von rund drei Prozent und im nächsten Jahr von fast fünf Prozent. Und das bei einem nur geringen Risiko. Der amerikanische Staat gilt als einer der zuverlässigsten Schuldner weltweit, der seine Schulden, und nichts anderes sind Anleihen, immer zurückzahlt.
Gold weiter aussichtsreich
Mit einem Anstieg von rund 18 Prozent seit dem Jahresanfang ist das Edelmetall in den zurückliegenden Monaten sogar noch besser gelaufen als die Aktienmärkte. Vor allem Notenbanken von Schwellenländern haben Gold gekauft, um ihre Devisenreserven breiter zu streuen und unabhängiger vom Dollar zu werden. Dazu kamen die geopolitischen Konflikte wie der Gaza-Krieg und die eskalierenden Provokationen Chinas gegenüber Taiwan. Außerdem gilt Gold als der beste Schutz gegen Inflation, die in den USA einfach nicht unter die Drei-Prozent-Marke fallen will.
Der nächste Impuls für Gold könnte von der steigenden Staatsverschuldung ausgehen. Zwar ist es der Regierung von Präsident Joe Biden gelungen, durch milliardenschwere Subventionen die US-Wirtschaft anzukurbeln. Der Preis ist aber ein stark gestiegenes Staatsdefizit. Die Schulden Washingtons sind im vergangenen Jahr um gut acht Prozent gestiegen und liegen jetzt gemessen am Bruttoinlandsprodukt bei rund 120 Prozent. Größere Schuldenberge gibt es in der westlichen Welt nur in Italien und Japan. Gold gilt auch hier als Versicherungsschutz, wenn die Staatsschulden in den USA aus dem Ruder laufen.
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Die 25.000-Euro-Frage
Wenn Anleger beispielsweise 25.000 Euro investieren möchten, könnten 40 Prozent auf Aktien mit einem Schwerpunkt in den USA entfallen. Für jeweils 20 Prozent kämen Anleihen mit mittleren Laufzeiten einerseits in den USA und andererseits in Europa infrage, also zusammen ebenfalls 40 Prozent. Bei Gold ist eine Gewichtung von zehn Prozent zu empfehlen. Hier können Anleger auf eine Korrektur in Richtung 2200 Dollar je Unze setzen. Die restlichen zehn Prozent sollten in Cash gehalten werden, um bei möglichen Korrekturen vor allem bei Aktien preiswerter nachkaufen zu können. Abschließend sei angemerkt, dass hier keine Anlageberatung erfolgt.
Markus Lorbach ist seit 2019 bei der Qcoon-Invest in den Bereichen Vermögensberatung- und -management tätig. Außerdem leitet er das Stiftungsmanagement. Zuvor arbeitete der Bankbetriebswirt bei verschiedenen Sparkassen.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 22. Mai 2024 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de