Die 25.000-Euro-Frage Gute Aussichten für Aktien von Ölmultis
16.09.2024, 15:45 Uhr Artikel anhören
Bei den Ölmultis sprudelt auf dem aktuellen Preisniveau ordentlich Geld, das sie an ihre Aktionäre ausschütten können.
(Foto: IMAGO/ingimage)
Tanken und Heizen mit Öl ist wieder deutlich günstiger geworden. Was Autofahrer und Verbraucher freut, bedeutet für die Ölproduzenten zunächst nichts Gutes. Doch für sie dürfte das Schlimmste überstanden sein, die Aussichten hellen sich auf.
Der Preis für Rohöl der Sorte Brent hat im September zwischenzeitlich die Marke von 70 Dollar pro Barrel (159 Liter) unterschritten. Zuletzt hatte der fossile Energieträger vor ziemlich genau drei Jahren unter 70 Dollar notiert. Autofahrer können aufatmen. Auch das Auffüllen der Ölheizung zum Beginn der Heizsaison kann wieder zu halbwegs erträglichen Preisen erfolgen.

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlagestrategie verantwortlich.
Der niedrige Ölpreis ist auf den ersten Blick erstaunlich. Denn eigentlich wollte die OPEC-plus die aktuelle Förderkürzung im Herbst auslaufen lassen. Nun hat sie das Ölkartell um zwei Monate bis mindestens Dezember verlängert. Ziel ist es, den Preis zu stützen. Große Opec-plus-Staaten wie Saudi-Arabien oder Russland finanzieren ein Gros ihres Staatshaushalts durch den Verkauf von Öl und sind daher auf höhere Preise angewiesen. Weniger Angebot spricht eigentlich für festere Notierungen.
Noch etwas verwundert an dem niedrigen Ölpreis. Die USA gehören zu den Ländern mit den größten Lagerbeständen der Welt. Sinkt der Preis, gilt dies als Zeichen dafür, dass das Angebot die Nachfrage übersteigt und das Überangebot in die Lager fließt. Derzeit ist jedoch das Gegenteil der Fall. Die Lager leeren sich, was eigentlich für ein Angebotsdefizit spricht.
Für diese ungewöhnliche Entwicklung gibt es mehrere Erklärungen. Erstens verliert die Opec seit Jahren an Bedeutung. Das Ölkartell fördert heute etwa so viel schwarzes Gold wie Anfang der 1970er Jahre. Seitdem ist zwar die weltweite Nachfrage gestiegen, aber auch das Angebot. Vor allem die USA pressen mit der Fracking-Technologie riesige Mengen Öl und auch Gas aus Schiefergestein. Mittlerweile sind die Vereinigten Staaten nicht mehr Ölimporteur, sondern Ölexporteur.
Spürbar mehr Angebot
Aber auch andere Länder wie Kanada, Brasilien, Norwegen oder Guyana haben ihre Förderung erhöht. Allein diese Länder könnten ihren Output bis Ende nächsten Jahres um 1,8 Millionen Barrel am Tag erhöhen, was mehr als 1,5 Prozent der weltweiten Produktion entspricht. Die Nachfrage steigt dagegen nur um knapp ein Prozent pro Jahr.
Außerdem könnte in Libyen die Ölförderung wieder starten, so die Nachrichtenagentur Bloomberg. Das Land ist seit 2014 in zwei Teile gespalten. Der Westen und der Osten streiten über die Kontrolle der Zentralbank, die auch die Energieeinnahmen verwaltet. Dies hatte beim Öl für einen zwischenzeitlichen Produktionsstopp gesorgt. Würde dieser beendet, könnte wieder deutlich mehr Öl auf den Weltmarkt fließen.
Schwache Nachfrage aus China
Dem robusten Angebot steht eine vergleichsweise schwache Nachfrage gegenüber. Im Gegensatz zu den USA, wo die Wirtschaft nach wie vor brummt, kämpft die Volksrepublik mit einer anhaltenden Konjunkturschwäche. China ist nach den USA der größte Ölverbraucher der Welt. Sinkende Immobilienpreise und fallende Aktienkurse an den chinesischen Börsen haben zu spürbaren Vermögensverlusten bei den chinesischen Verbrauchern geführt. Damit fehlt ihnen das Geld für den Konsum. Weniger Konsum bedeutet auch weniger Ölnachfrage.
Trendwende möglich
Doch jetzt oder zumindest bald könnte die Talsohle beim schwarzen Gold erreicht sein und der Preis wieder nach oben drehen. Denn eigentlich wollten die USA ab einem Preis von 70 Dollar ihre Lager wieder auffüllen. So viel kostet derzeit in etwa ein Barrel der Sorte WTI.
Zudem dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um etwas mehr als drei Prozent wachsen. Auch das dürfte trotz der Schwäche der chinesischen Konjunktur für einen insgesamt steigenden Bedarf sorgen. Schon seit Jahren wird der Höhepunkt der globalen Ölnachfrage vorhergesagt. Bislang steigt sie jedoch von Jahr zu Jahr.
Dem zusätzlichen Angebot sind jedoch Grenzen gesetzt. Das gilt vor allem für die westlichen Ölmultis. Durch immer mehr Regulierungen und Verbote haben sie in den vergangenen Jahren (zu) wenig in die Suche und Erschließung neuer Vorkommen investiert. Ein Teil des Geldes floss in erneuerbare Energien oder an die Aktionäre.
Die großen Ölmultis zahlen hohe Dividenden und kaufen im großen Stil eigene Aktien zurück. Das macht sie gerade in Zeiten wieder sinkender Zinsen attraktiv, weil Anleihen dann weniger Konkurrenz darstellen. Daran dürfte sich in den kommenden Jahren wenig ändern. Die Gewinnschwelle von Exxon, Chevron und Co. liegt bei 40 bis 45 Dollar pro Barrel Öl. Bei ihnen sprudelt also auch bei auf dem aktuellen Preisniveau ordentlich Geld, das sie an ihre Aktionäre ausschütten können.
Die 25.000 Euro-Frage
Die Aufteilung größerer Geldbeträge, zum Beispiel 25.000 Euro, auf verschiedene Vermögensklassen hängt immer vom Risikoprofil des Anlegers ab. Aktien liefern langfristig die höchsten Renditen, schwanken aber stärker als andere Anlagen. Ein Anteil von 40 bis 60 Prozent erscheint sinnvoll, international gestreut und in dividendenstarke Aktien wie die Ölwerte investiert. Gold sollte zur Risikoabsicherung mit fünf bis zehn Prozent gewichtet werden. Auch liquide Mittel, etwa zehn Prozent, sollten nicht fehlen, um mögliche Einstiegschancen bei fallenden Kursen nutzen zu können. Das restliche Kapital kann an den Rentenmärkten angelegt werden.
Über den Autor: Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.
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Quelle: ntv.de