DFB-Elf im Teamcheck Schweinsteiger pirscht, Boateng macht auf

Der deutsche EM-Rekordspieler Bastian Schweinsteiger, hier im Duell mit Nordirlands Kyle Lafferty, hofft gegen die Slowakei auf seinen nächsten Einsatz.

Der deutsche EM-Rekordspieler Bastian Schweinsteiger, hier im Duell mit Nordirlands Kyle Lafferty, hofft gegen die Slowakei auf seinen nächsten Einsatz.

(Foto: imago/Eibner Europa)

Wann wirbelt Sané? Drängt Schweinsteiger den Kollegen Khedira aus der deutschen EM-Elf? Und was ist, wenn Boateng verletzt ist? Viele Fragen und einige Antworten vor dem Achtelfinale gegen die Slowakei.

Spielt Mario Gomez jetzt auch im Achtelfinale gegen die Slowakei? Ist das mit Mario Götze und der linken Seite jetzt ausgemachte Sache? Bleibt Thomas Müller in der Zentrale und Mesut Özil der Außendienstmitarbeiter auf der rechten Seite? Sollte Toni Kroos nicht etwas weiter vorne spielen? Wann rückt Kapitän Bastian Schweinsteiger in die Startelf? Ist Joshua Kimmich mehr als ein Mann für ein Spiel? Was passiert, wenn Jérome Boateng ausfällt? Und steht eigentlich mal jemand anderes im Tor als Manuel Neuer?

Fragen über Fragen, die der Bundestrainer - bis auf die letzte mutmaßlich - niemals klar beantworten würde. Vor dem Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft, in dem die deutsche Mannschaft am Sonntag (ab 18 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) auf die Slowakei trifft, hält sich Joachim Löw viele Optionen offen. Aber hat er überhaupt so viele? Wir haben uns den Kader der DFB-Elf genauer angesehen: Hat der Trainer beim 1:0 gegen Nordirland im letzten Gruppenspiel nach einigen Umstellungen nun die Mannschaft gefunden, mit der er versuchen wird, ins Endspiel kommt? Oder geht da noch was?

Die Torhüter

Wer hat gespielt? Nun, Manuel Neuer. Wer auch sonst? Er ist der mutmaßlich Weltbeste auf dieser Position ist fit und hat die Mannschaft im ersten Spiel beim 2:0 gegen die Ukraine mit mindestens drei überragenden Paraden vor einem frustrierenden EM-Auftakt gerettet. Gegen die Polen nur noch selten gefordert, gegen Nordirland dann gar nicht mehr. Macht aber auch nichts. Das Vertrauen der Trainer und Mitspieler in den Torwart des FC Bayern ist schier grenzenlos - und das völlig zu recht.

Wer spielt am Sonntag? Wenn er sich nicht verletzt, Manuel Neuer. Er ist, wie die Bundeskanzlerin sagen würde, alternativlos. Und wir erklären die Diskussion, die es nie gab, an dieser Stelle für beendet.

Und wer drängt sich auf? Diese Frage ist - für den Leverkusener Bernd Leno und für Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona leider - völlig überflüssig. Sie können machen was sie wollen, an Titan Neuer kommen sie nicht vorbei. Auch wenn sie sich, wie das Trainerteam berichtet, bei den Übungseinheiten voll reinhauen. Und niemand soll jetzt auf die Idee kommen, die bislang eher schwachen Leistungen von ter Stegen im DFB-Dress zu einer ernsthaften Diskussion machen zu wollen. Bei Barça hat er in der Champions League mit teils überragenden Leistungen bewiesen, dass er in der Hierarchie der internationalen Top-Torhüter ziemlich weit oben zu finden ist. Also: Wohl dem, der solche Alternativen hat.

Die Abwehr

Joshua Kimmich betrieb gegen Nordirland mächtig Eigenwerbung.

Joshua Kimmich betrieb gegen Nordirland mächtig Eigenwerbung.

(Foto: REUTERS)

Wer hat gespielt? Gestartet ist die DFB-Elf mit einer Viererkette, die wir bei diesem Turnier wohl so nicht noch einmal sehen werden. Beim 2:0 gegen die Ukraine standen Jonas Hector (links), Jérôme Boateng, Shkodran Mustafi (beide Mitte) und Benedikt Höwedes (rechts) in der Anfangsformation. Das klappte so lala. Die Osteuropäer kamen vor allem in der ersten Halbzeit zu mehreren Topgelegenheiten. Gegen Polen justierte das Trainerteam nach, nahm den nicht schlechten Mustafi raus und ersetzte ihn durch den genesenen Mats Hummels - was der defensiven Stabilität sichtlich gut tat. Das aber nur an dieser einen Personalie festzumachen, wäre zu kurz gegriffen. Denn die ganze Mannschaft besann sich gegen Robert Lewandowski und Co. darauf, die Abwehrarbeit deutlich stärker in den Fokus zu rücken. Was wiederum zu Lasten des Offensivspiels ging. Es hieß also nachjustieren: Bayern-Youngster Joshua Kimmich ersetzte gegen harmloseste Nordiren den angriffsbiederen Höwedes - und machte mit seinen mutigen Vorstößen über die rechte Seite, Flanken und Anspielen intensive Werbung für weitere Einsatzzeiten.

Soll Schweinsteiger spielen?

Wer spielt am Sonntag? Der angeschlagene Boateng nahm am Samstag wieder am Mannschaftstraining teil. Wenn seine Wade sich wieder öffnet (gegen die Nordiren hat sie ja "zugemacht"), dann setzt der Bundestrainer gegen die wohl ebenfalls sehr defensiv ausgerichteten Slowaken mit großer Wahrscheinlichkeit erneut auf die gleiche, etwas offensivere Ausrichtung der Viererkette wie gegen Nordirland. Also mit Kimmich statt Höwedes. Hummels an dessen Qualitäten auch für das Aufbauspiel des Teams nicht im Ansatz Zweifel bestehen und der solide Hector (ohne ernsthafte Alternative) sind gesetzt.

Und wer drängt sich auf? Ein bisschen ungerecht ist das, da er gegen die Ukraine seine Sache ordentlich machte und zudem das erste Tor der DFB-Elf bei dieser EM erzielte. Dennoch ist es so, dass niemand Mustafi ernsthaft vermisst. Was nicht heißt, dass er nicht im Fall der Fälle immer eine Option ist. Aber da müsste viel zusammenkommen. In der Hierarchie noch vor dem Valencia-Profi steht Höwedes. Den schätzt der Bundestrainer für seine fast fehlerlose Abwehrarbeit. Da er seinen Platz auf rechts vorerst an Kimmich verloren hat, ist er defensiv nun aber allererste Option für einen Wechsel. Als Boateng gegen Nordirland wegen seiner Wadenverhärtung ausgewechselt werden musste, war Höwedes da, wenn auch nicht wirklich gefordert. Und gegen Mannschaften mit offensivstarken Außenspielern - zum Beispiel gegen Spanien, möglicher Gegner im Viertelfinale, oder gegen Frankreich im Halbfinale - winkt dem Schalker ein Startelf-Comeback. Bleiben also Liverpool-Allrounder Emre Can (Alternative für rechts) und das nachnominierte Leverkusener Talent Jonathan Tah (Innenverteidiger). Bei allem Eifer, den sie in Évian im Training zeigen, bleibt wohl nur ein Danke: Schön, dass ihr da seid. Chancen auf Einsätze? Sehr, sehr gering.

Das Mittelfeld und der Angriff

Bastian Schweinsteiger könnte für Sami Khedira eingewechselt werden.

Bastian Schweinsteiger könnte für Sami Khedira eingewechselt werden.

(Foto: imago/DeFodi)

Wer hat gespielt? Das Duo Toni Kroos und Sami Khedira auf der Doppelsechs, Thomas Müller rechts, Mesut Özil zentral, Julian Draxler links und vorne Mario Götze als so etwas Ähnliches wie eine Neun - das war die Aufstellung in den ersten beide EM-Partien. In Spiel drei, beim 1:0 gegen die Nordiren im Pariser Prinzenpark, stellte Löw dann um: Draxler raus, Mario Gomez rein, der definitiv einer ist, der sich Mittelstürmer nennen darf. Daher räumte Götze seinen Platz und rückte nach links. Und: Müller wechselte im Tausch mit Özil in die Mitte. Und das alles funktionierte dann ganz gut, mithin besser als in den Partien zuvor.

Wer spielt am Sonntag? Ersetzt Bastian Schweinsteiger den Kollegen Khedira als Geleitschutz für den unverzichtbaren Kroos? "Basti ist in einem guten Zustand, wird jede Woche besser, stabiler und spielfreudiger", hatte Assistenztrainer Marcus Sorg gesagt. "Er kommt so langsam auf das Niveau, dass er uns von Anfang an helfen kann." Was das genau heißt? Wissen wir auch nicht. Fünf Minuten hat er gegen die Ukraine gespielt, 24 gegen die Nordiren - der Kapitän pirscht sich langsam heran. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass Khedira schon am Sonntag aus der Startelf fliegt. Denkbar ist eher, dass Schweinsteiger wie gegen die Nordiren wieder für Khedira eingewechselt wird. Es wäre sein 16. Einsatz bei einer Europameisterschaft - deutscher EM-Rekordspieler ist er ja seit Dienstag schon. Auch sonst spricht wenig dafür, dass Löw gegen mutmaßlich ebenfalls defensive Slowaken irgendetwas an seiner Aufstellung ändert.

Und wer drängt sich auf? Bei Julian Draxler ist es eher so, dass er seine Chance hatte - und sie in den Partien gegen die Ukraine und Polen nicht so genutzt hat, dass er sich einen Unverzichtbarkeitsstatus erspielt hätte. Das gilt auch für seinen Wolfsburger Vereinskollegen André Schürrle, der auch bei dieser EM nicht aus seiner Rolle als ewiger Joker herauskommt. Und wo wir bei gerade bei der Position auf dem linken Flügel sind: Was macht eigentlich Lukas Podolski? Hat hier etwa jemand Maskottchen gesagt? Nein? Gut so, das wäre nämlich respektlos.

Bleiben noch zwei Jungstars, beide 20 Jahre alt, der eine aus Gelsenkirchen, der andere aus Dortmund. Julian Weigl wäre nach einer sehr guten Saison beim BVB, seiner ersten in der Bundesliga, durchaus eine Alternative auf der Doppelsechs. Wer ihn zum Beispiel im Pokalfinale gegen den FC Bayern gesehen hat, darf getrost darauf vertrauen, dass der junge Mann abgezockt genug ist, bei einer EM zu spielen - Kimmich ist das ja schließlich auch. Und der Schalker Leroy Sané? Wäre grundsätzlich einer gewesen, der gegen defensive Gegner (Ukraine, Polen) und ultradefensive Gegner (Nordirland) als Teilzeitarbeiter für Wirbel hätte sorgen können. Nun, vielleicht sorgt er ja im Achtelfinale gegen die Slowakei für das Überraschungsmoment. Dafür müsste der Bundestrainer ihn allerdings einwechseln.

Quelle: ntv.de

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