So läuft der 9. Spieltag BVB sorgt für S04-Gänsehaut, Klopp motiviert
25.10.2019, 14:18 Uhr
Schalkes Trainer Wagner hat vor dem Spiel gegen Dortmund ein Problem im Nacken.
(Foto: imago images/foto2press)
Vor dem Derby gegen Dortmund bekommt Schalkes Trainer David Wagner die Nackenhaare nicht glatt. Der FC Bayern bibbert vor Union, in den Mainzer Abstiegskampf schaltet sich der Welttrainer ein. Der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga bekämpft einen Fluch.
Wie ist die Stimmung vor dem Revierderby?
Seit einer Woche steht der BVB in der Tabelle wieder vor dem S04. Alles in Ordnung also bei den Dortmundern vor dem Revierderby am 9. Spieltag? Mitnichten. Nach zuvor dreimal 2:2 in der Fußball-Bundesliga hatte die Borussia gegen Mönchengladbach zwar gewonnen, doch der espritlose Auftritt bei Inter Mailand in der Champions League war ein Schritt zurück. Außer Paco Alcácer, der mit Wadenproblemen auch am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) ausfällt, und Kapitän Marco Reus, der wieder dabei ist, schießt derzeit in der sehr gut besetzten Offensive niemand die Tore.
Auch für Trainer Lucien Favre wird die Luft dünner. Schafft er es, das Potenzial dieser jungen Mannschaft auszuschöpfen? Angeblich steht José Mourinho bereit, doch die Dortmunder Chefetage widersprach. Die Gelsenkirchener wollen im 95. Derby in der Bundesliga (33 Dortmunder und 32 Schalker Siege, 29 Remis) zurück in die Erfolgsspur, nachdem zuletzt nur ein Punkt aus zwei Spielen heraussprang. Davor hatten das Team von David Wagner immerhin viermal in Folge gewonnen. Einen süßen Sieg gab's auch in der desaströsen vergangenen Saison beim 4:2 in Dortmund am 31. Spieltag, mit dem man dem BVB die Meisterschaft ruinierte. Amine Harit sagt: "Natürlich können wir Dortmund wieder schlagen." Wagner kennt das Derby aus beiden Richtungen, als Spieler bei Schalke und bei Dortmund als Trainer der zweiten Mannschaft unter Jürgen Klopp. Jetzt also sein erstes Duell als Chef. "Ich muss aufpassen, dass sich mir nicht die Nackenhaare aufstellen, wenn ich nur darüber rede." Favre fand die Leistung seiner Mannschaft gegen Inter übrigens "ganz okay". Gegen Schalke will wohl kein Dortmund-Fan noch mal so ein "okay"-Spiel sehen. Unser Tipp: 2:2
Was macht der FC Bayern?
Der Unterschied könnte kaum größer sein. Hier trifft der Krisenklub auf den Erfolgsriesen. Auf der einen Seite: Nur ein Punkt aus den jüngsten beiden Ligapartien, acht Gegentore in den vergangenen vier Spielen, es kriselt, die Spieler sind unzufriedenen. Dagegen beim 1. Union Berlin: Siegesserie (ok, nur ein Spiel, aber trotzdem eine längere Serie als die der Bayern), nur drei Gegentore in den jüngsten drei Partien, Aufbruchsstimmung mit unglaublichen Fans im Rücken. In der Allianz Arena sind die Eisernen ungeschlagen.
Nur 15 Punkte nach acht Spieltagen. So schlecht war der FC Bayern seit der Saison 2010/11 nicht mehr, seinerzeit landete der Rekordmeister am Ende nur auf Platz drei. Klubchef Karl-Heinz Rummenigge haute deshalb nach dem Zittersieg bei Olympiakos Piräus in der Champions League auf den Tisch: Man müsse "langsam die Kurve kriegen. Wir haben jetzt zum sechsten, siebten Mal zwei Tore reingekriegt. Wir spielen da ein bisschen zu sorglos". Und jetzt die Unioner. Rummenigge schlottern die Knie: "Wir haben in den letzten Spielen speziell gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel wichtige Punkte gelassen." Nun gehe es wie gegen Augsburg gegen "eine Mannschaft, die darum kämpfen wird, dass sie in diesem Jahr nicht absteigt".
Unions Torhüter Rafał Gikiewicz weiß, wie der FCB zu besiegen ist: "Vorne bekommen wir bestimmt zwei, drei gute Chancen." Recht hat er, die Abwehr ist eine der Schwachstellen, zehn Tore haben die Münchner in der Liga kassiert, Union gerade einmal drei mehr. Und jetzt fällt nach Niklas Süle noch Lucas Hernandez mit einer Sprunggelenkverletzung aus. Auch bei Javier Martínez wird der Meister wohl kein Risiko eingehen, sodass Jérôme Boateng mit Benjamin Pavard die Innenverteidigung bildet. Bei Union kehrt dafür Neven Subotic zurück - Duelle mit Torjäger Robert Lewandowski kennt er noch gut. Blöd nur, dass die Eisernen kaum Tore erzielen. Aber wann, wenn nicht jetzt? Tipp: Bayern überrascht mit einem 2:1 (Dusel-Tor in der 93. Minute)
Was macht der Tabellenführer aus Mönchengladbach?
Bei der Borussia vom Niederrhein dürfte die Stimmung nach dem Europapokal-Trip und dem in allerletzter Sekunde erbeuteten Punkt bei der AS Rom eigentlich gut sein. Doch der Klub beklagt, dass die römische Polizei und der Ordnungsdienst gegen die fast 7000 Fans und einen Vereinsmitarbeiter "mit überzogener Härte" vorgegangen seien. Umso mehr werden sie sich in Mönchengladbach freuen, dass nun wieder ein Heimspiel ansteht. Und was für eins. Denn am Sonntag (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) empfängt der Spitzenreiter die Eintracht aus Frankfurt. Die belegt zwar nur Tabellenplatz acht, ist aber nach dem 2:1 gegen Lüttich in der Europaliga mindestens genauso euphorisiert. Soll heißen: Das wahre Top-Duell bewahrt sich dieser Spieltag bis zum Schluss auf.
Hat da jemand Topspiel gesagt? So richtig scheint den Gladbachern die Tabellenführung nicht zu liegen. Als sie zum bisher letzten Mal als Spitzenreiter ein Spiel gewannen, standen noch Berti Vogts und Rainer Bonhof auf dem Platz. Einen Spieltag nach jenem 5:1 gegen den Karlsruher SC gewann das Team von Trainer Udo Lattek die Meisterschaft. Optimisten werten die Rückkehr von Angreifer Lars Stindl als Wink des Schicksals, dass der Sieglos-Fluch als Tabellenführer nun enden könnte: Der 31-Jährige ist nicht nur wieder fit, er wandelte das unberechtigte Elfmetergeschenk von Rom auch noch gleich in den wiederum berechtigten Auswärtspunkt um.
Die Fans der AS Rom hadern übrigens immer noch mit der VAR-Entscheidung und üben sich in Galgenhumor. Gladbachs Trainer Marco Rose ist entzückt ob der gelungenen Rückkehr seines Kapitäns: "Er hat sicher verwandelt und das zeigt, wie wichtig er für uns ist." Das hat auch pragmatische Gründe, bei der Niederlage in Dortmund hatte sich Torjäger Alassane Pléa eine Muskelverletzung zugezogen. Frankfurts Trainer Adi Hütter kann wie beim 3:0 gegen Leverkusen auf Gonçalo Paciência und Bas Dost setzen - die neue Sturm-Herrlichkeit. Die Eintracht hat einen Lauf, ist seit vier Ligapartien unbesiegt. Es scheint, als müssten die Gladbacher weiter in Erinnerungen an Vogts, Lattek und Co schwelgen. Tipp: 1:3
Wer schafft die Wende - Bayer 04 oder Werder?
In der Champions League bekam Leverkusen bei Atlético Madrid die Grenzen aufgezeigt. Bei den ganz Großen kann Bayer 04 nicht mitmischen. Auch in der Liga lief es zuletzt nicht. Nach nur einem Punkt aus den jüngsten zwei Partien steht das Team auf Platz neun. Gegen Bremen gibt es am Samstag (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) etwas gutzumachen: Das bisher letzte Spiel in Leverkusen gewann Werder mit 3:1. Der Torjäger hieß Max Kruse, aber der ist weg. Bayer hat seinen mit Kevin Volland noch, auf seiner Treffsicherheit ruhen die Hoffnungen - weil Top-Talent Kai Havertz in einer Formkrise steckt. Werder ist zwar seit drei Spielen unbesiegt, hat aber seit mehr als einem Monat nicht mehr gewonnen und muss aufpassen, nicht in den Sog des Abstiegstrudels zu geraten. Immerhin lichtet sich das Lazarett. Ömer Toprak könnte gegen seinen Ex-Arbeitgeber in der Startelf stehen. Aber kann er die anfällige Defensive mit 17 Gegentoren heilen? Yuya Osako, bester Torschütze mit drei Treffern, steht als Joker bereit. Seine Torgefahr brauchen die Bremen, Zugang Leonardo Bittencourt - null Tore, null Vorlagen - lässt diese noch vermissen. Tipp: 1:1
Was ist sonst noch so los?
1. FSV Mainz 05 - 1. FC Köln (Freitag, 20.30 Uhr): Im Tabellenkeller gibt's Grund zum Jubeln - zumindest finanziell: 15,8 Millionen Euro Gewinn hat der 1. FSV Mainz 05 in der vergangenen Saison eingefahren. Das gab es noch nie. Sportlich indes sieht es beim Tabellenvorletzten weniger gut aus. Nun kommt mit dem 1. FC Köln ein Gegner in Schlagweite. Abstiegskampf heißt die Devise, das können selbst merkwürdige Umschreibungen wie "Karnevalsderby" nicht beschönigen. Aber: Sein Team habe "Null Komma Null" ein Einstellungsproblem, wetterte 05-Trainer Sandro Schwarz. Sechs Punkte aus acht Spielen sprechen aber eine andere Sprache. Gegen die wiedererstarkten Kölner muss zwingend ein Erfolg her. Zur besonderen Motivation hat sich Ex-Trainer Jürgen Klopp auf der Mitgliederversammlung via Videobotschaft gemeldet. "Erinnert euch, wie viele Krisen wir schon gemeinsam gemeistert haben", sagte der Welttrainer in Diensten des FC Liverpool. Nun denn. Tipp: 3:2
SC Freiburg - RB Leipzig: Erst die Niederlage bei Aufsteiger Union in Berlin, dann der mysteriöse Brand im Fan-Zug und dann … ja, was war das denn? Das im fortgeschrittenen Stadium errichtete neue Stadion des SC Freiburg soll aus Lärmschutzgründen künftig nur tagsüber - und das auch nur eingeschränkt - bespielt werden dürfen. Manchmal erlebt man einfach Wochen zum Vergessen. Und nun? Ungeachtet der Stadion-Posse will der Klub wieder positive Schlagzeilen produzieren. Im Schwarzwald-Stadion. An dem nur wenig auszusetzen ist. Blöd nur für die Fußballer von Trainer Christian Streich: Mit den Rasenballsportlern aus Leipzig kommt ein Team, das beim überzeugenden Champions-League-Sieg in St. Petersburg neue Kräfte freigesetzt zu haben scheint. Hinzu kommt der schmerzliche Verlust von Stammtorwart Alexander Schwolow, der seinem Team wegen eines Muskelfaserrisses im rechten Oberschenkel fehlen wird. Es ist schwer zu glauben, dass die auf Rang sechs überraschend gut platzierten Freiburger die Leipziger nach der wirren Woche von Platz fünf verdrängen werden. Tipp: 1:3
Hertha BSC - TSG Hoffenheim: Von einem Stadion-Neubau träumt die Berliner Hertha schon länger. Nur so richtig klappen mag's mit dem Projekt nicht. Die Hauptstadt kann sich damit nicht so recht anfreunden. Deshalb soll eine Online-Petition Bewegung in die Sache bringen. "11.000 Berliner Unterschriften müssen zusammenkommen, dann geht die Petition an den Senat", so der Initiator, ein BSC-Mitglied. Bislang sind es knapp 9500, die von Herthas Geschäftsführer Michael Preetz inbegriffen. So oder so: Den Auftakt zur englischen Woche bestreitet die Hertha im Olympiastadion, gegen den Tabellennachbarn aus Hoffenheim. Trainer Ante Covic ist gewarnt. "Wer in München gewinnt und Schalke besiegt, muss Qualität haben. Aber wir brauchen uns auch nicht verstecken." Möglicherweise kehrt der jüngst kurios verletzte DFB-Abwehrspieler Niklas Stark zurück. Es sei denn, eine Tischkante steht wieder im Weg. Tipp: 2:3
SC Paderborn - Fortuna Düsseldorf (alle Samstag, 15.30 Uhr): Platz 18, nur ein Punkt auf dem Konto, Schießbude der Liga mit 22 Gegentreffern. Der SC Paderborn steht dort, wo ihn alle vor der Saison erwartet hatten. Aber schlecht spielte die Mannschaft von Steffen Baumgart bisher beileibe nicht - und hofft deshalb gegen den Konkurrenten im Abstiegskampf aus Düsseldorf auf den ersten Dreier. Die Fortuna reist allerdings mit gestärktem Selbstbewusstsein nach Ostwestfalen: Friedhelm Funkel kann gegen Paderborn aus dem Vollen schöpfen, will den Schwung vom 2:0 gegen den SC Freiburg mitnehmen und gleich den nächsten Sieg einfahren. Tipp: 2:1
VfL Wolfsburg - FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr): Beim FCA berauschen sie sich noch am Last-Minute-Remis gegen den FC Bayern. Man hat ja in Fußball-Schwaben sonst nicht allzu viel Grund zur Freude. "Das war ein sehr, sehr wichtiges Zeichen an die Liga, dass wir doch nicht so die Lachnummer sind", hatte Trainer Martin Schmidt gesagt. Blöd nur, dass er mit seinem Team nun bei seinem Ex-Klub Wolfsburg ran muss. Der ist Tabellenzweiter und in dieser Saison ungeschlagen. Einzig der in letzter Minute verbaselte Europapokal-Erfolg des VfL gegen KAA Gent scheint den Augsburgern, Hoffnung geben zu können. Der Blick zurück in die jüngere Vergangenheit ist es nicht: Am letzten Spieltag der vergangenen Saison hatten die Wölfe den FCA mit 1:8 ordentlich zerfleischt. Tipp: 3:1
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Es ist eine große Party. Wahnsinn, wie viele Leute zu meinem Geburtstag kommen … " Unions Keeper Rafał Gikiewicz wird am Sonnabend 32 Jahre alt und freut sich auf 75.000 Geburtstagsgäste im Münchener Stadion.
Quelle: ntv.de