Der Blick auf das Jahr Das war 2014
31.12.2014, 13:27 UhrWas? Wie bitte? Das Jahr ist schon wieder um? Falls Sie glauben, gerade erst mit einem Glas Sekt das neue Jahr begrüßt zu haben, liegen Sie falsch. Zwölf Monate sind an uns vorbeigerast, viel ist passiert.
Der Januar
Das Jahr beginnt mit einem Unfall: Angela Merkel verletzt sich beim Skifahren - und muss einige Termine mit Krücken wahrnehmen. Doch die Kanzlerin beißt sich durch. Eine ihrer leichteren Übungen ist es, ein Lob an Thomas Hitzlsperger auszurichten, der sich zu Beginn des Jahres als homosexuell outet.
Bei Unfällen und Pannen zu helfen, ist das Kerngeschäft des ADAC. Doch der Automobilklub testet auch Autos und führt Statistiken und vergibt schließlich den Gelben Engel - eine Trophäe, deren Glaubwürdigkeit von hundert auf null gesunken ist. Denn der ADAC hat die Preisvergabe manipuliert. Auto-Deutschland ist schockiert, im Februar nimmt Präsident Peter Meyer seinen Hut. Der Verein bastelt seitdem an einem Neuanfang.
Im Januar bestimmt auch bereits die Ukraine die Schlagzeilen mit. Auf dem Maidan in Kiew demonstrieren Tausende Menschen. Sie sind empört darüber, dass Präsident Janukowitsch ein Assoziierungsabkommen mit der EU doch nicht unterzeichnen will - in letzter Sekunde. Mit dabei war Yevgenia Belorusets, die uns erzählt hat, was sie damals erlebte.
Für viele Journalisten war sie nur "der Engel mit den Eisaugen" - Amanda Knox. Im Januar verurteilt ein italienisches Gericht sie und ihren damaligen Freund Raffaele Sollecito wegen Mordes - die US-Amerikanerin soll 28 Jahre und 6 Monate in Haft, ihr Komplize 25 Jahre. Jahrelang war der Fall hin und her verhandelt worden, mehrmals wurde Knox verurteilt und freigesprochen. Im Gefängnis sitzt sie aber nicht - sie lebt längst wieder in den USA, die sie nicht an Italien ausliefern werden.
Der Februar
Auf dem Maidan in Kiew schwelen die Proteste nicht weiter - nein, sie brennen. Die Demonstranten errichten Barrikaden, die bald in Flammen stehen. Die große Frage: Wie reagiert die Polizei? Sie versucht durchzugreifen - Dutzende Menschen sterben. Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Die bis dahin inhaftierte Julia Timoschenko kommt frei, Janukowitsch flieht aus der Hauptstadt und die Opposition übernimmt die Regierung. In mehreren Live-Tickern haben wir das Geschehen abgebildet. Ende gut, alles gut? Mitnichten. Die eigentliche Krise beginnt jetzt erst.
Nicht weit von der Ukraine entfernt ist die Stimmung ungleich besser: In Sotschi eröffnet der russische Präsident Wladimir Putin die Olympischen Winterspiele. 30 Milliarden US-Dollar hat sich das Land das Großereignis kosten lassen. Auch sportlich beeindrucken die Russen. Sie liegen im Medaillenspiegel vorn, 13 ihrer insgesamt 33 Medaillen sind aus Gold. Die deutsche Bilanz fällt durchwachsen aus - 19 Medaillen, 8 davon goldene.
Steuerhinterziehung ist eines der Themen des Jahres. Nachdem im vergangenen Jahr Uli Hoeneß aufgeflogen ist, gibt es im Februar den nächsten prominenten Fall. Auch Alice Schwarzer hat dem illegalen Schweizer Steuersparmodell gefrönt. Mit einer Selbstanzeige versucht sie, die Folgen ihres Schwarzgeldkontos bei den Eidgenossen abzumildern. Sie zahlt 200.000 Euro nach, räumt einen Fehler ein und fühlt sich zu Unrecht denunzuiert. "Schade, Alice", fand Kollege Axel Witte.
Im Februar gerät der SPD-Abgeordnete Sebastian Edathy unter Verdacht, kinderpornografische Bilder zu besitzen. Seine Partei wirft ihn schließlich raus, in Berlin muss Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich zurücktreten. Als Friedrich noch Innenminister war, soll er SPD-Chef Gabriel Hinweise zu den Ermittlungen gegen Edathy gegeben haben, was ihm streng verboten war. Im Februar 2015 beginnt Edathys Prozess.
Der März

Ein Mann schwenkt eine russische Flagge in Sewastopol - dem Schwarzmeerhafen der Flotte auf der Krim.
(Foto: dpa)
Erst marschieren ominöse Kämpfer auf der Krim ein, dann stellt sich heraus, dass es sich um russische Soldaten ohne offizielle Abzeichen handelt. Wie dem auch sei - nach dem Umsturz in Kiew besetzt Russland die Krim, hält im März ein Referendum ab und schon gehört die Halbinsel zu Russland, so einfach geht das. Geht es nicht: Der Westen geißelt den Völkerrechtsbruch, erlässt erste Sanktionen und erkennt die Annektierung der Krim bis heute nicht an.

Für die Malaysia Airlines sollte es nicht die einzige Katastrophe des Jahres bleiben.
(Foto: REUTERS)
Es ist wohl das größte Rätsel des Jahres: Was geschah mit dem Flug MH 370 der Malaysian Airlines? Monatelang wird nach dem Flugzeug gesucht, das am 8. März über dem indischen Ozean verschwand. Immer mal wieder finden die Suchtrupps mutmaßliche Wrackteile, die sich dann aber stets als Müll oder Treibgut entpuppen. Bis heute ist unklar, wo das Flugzeug abgeblieben ist. Die Behörden gehen von einem Absturz aus. 239 Menschen waren an Bord.
Er war der große Zampano der Fußball-Bundesliga, im März muss sich Bayern-Manager Uli Hoeneß vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Das Urteil: dreieinhalb Jahre Gefängnis ohne Bewährung. Zu Beginn seines Prozesses hatte er gestanden, 28,5 Millionen Euro nicht versteuert haben. Das Geld verdiente er, als er an der Börse zockte.
Der April
Dieses Bild macht viele Südkoreaner wütend und fassungslos. Es ist das Wrack der havarierten Fähre "Sewol", die im April vor der Küste des Landes kentert. 476 Menschen sterben, 300 davon Schüler. Wie sich herausstellt, gab ihnen der Kapitän die Anweisung, das Schiff nicht zu verlassen. Er selbst überlebte und muss für 36 Jahre in Haft.
Im April kommen neue Abkürzungen immer öfter in die Nachrichten: ISIS oder auch ISIL und schließlich nur noch IS. Die Terroristen fordern einen Islamischen Staat im Irak und Syrien und kämpfen gegen das Assad-Regime, gegen Kurden und Iraker. Auch junge Deutsche ziehen in den Dschihad - so zum Beispiel der Berliner Rapper Denis Cuspert, über dessen vermeintlichen Tod im April berichtet wird. Später zeigt sich, dass die Deutschen im Irak eine eigene Brigade bilden.
Der Mai
Er oder, besser gesagt, sie - nun, beides ist nicht falsch, jedenfalls gewinnt Conchita Wurst den Eurovision Song Contest für Österreich. 13 Mal bekommt sie die volle Punktzahl. Bilder von ihrem Auftritt mit ihrem Song "Rise Like A Phoenix" gibt es hier. Begeisterung hat sie aber nicht überall ausgelöst.
Offiziell sind sie Konkurrenten, aber eigentlich wollen Martin Schulz und Jean-Claude Juncker dasselbe: eine hohe Wahlbeteiligung bei der Europawahl und dass einer von ihnen Kommissionspräsident wird. Trotz Widerstand vom britischen Premier Cameron erreichen sie zumindest das zweite Ziel. Juncker wird Kommissionspräsident, Schulz steht weiter dem Europa-Parlament vor. "Zum Glück", befand Kollege Christoph Herwartz.
Auf Twitter nennt er sich "Astro-Alex", bürgerlich heißt er Alexander Gerst. Kaum ein anderer Deutscher macht Ende Mai so viel Schlagzeilen wie der Astronaut, der zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegt. Stets mit einem Lächeln auf den Lippen meldet er sich immer wieder aus dem Weltraum zu Wort, wo er zahlreiche Experimente durchführt. Als er im November wieder in der kasachischen Steppe landet, freut er sich über den Geruch der Erde. Ein neues Ziel setzt er sich auch sogleich: den Mars.
Es war wieder mal der deutsche Clásico der vergangenen Jahre: Bayern gegen Dortmund, diesmal im DFB-Pokal-Finale. Anders als 2012, als der BVB die Münchener mit 4:1 aus dem Berliner Olympiastadion fegte, behielten nun die Roten die Überhand. 2:0 nach Verlängerung steht es am Ende. In der 107. Minute schießt Robben die Führung heraus - es ist aber nicht das erste Tor des Abends. Die Dortmunder beschweren sich nach dem Spiel, dass ihnen ein rechtmäßiges Tor aberkannt worden sei, zu Recht.
Der Juni
Der Dax pfeift 2014 auf alle Krisensignale und setzt zum großen Sprung auf die 10.000 Punkte an - mit Erfolg: Im Juni durchbricht der Aktienindex die magische Marke. Danach geht es wieder abwärts, doch springen die Aktien noch mehrmals im Jahr in den fünfstelligen Bereich.
Lange Jahre ist Juan Carlos ein beliebter König - so wird ihm hoch angerechnet, wie er beim friedlichen Übergang von der Franco-Diktatur zur Demokratie mithalf. Doch in den vergangenen Jahren bröckelt das Bild vom guten Landesvater. Viele Spanier empören sich, dass ihr Staatsoberhaupt nach Afrika zur Großwildjagd fuhr, während zu Hause die Wirtschaftskrise grassiert. Juan Carlos erkennt die Zeichen der Zeit und übergibt den Thron an seinen Sohn Felipe.
Im Juni erfahren viele Deutsche von der Existenz der Riesending-Höhle bei Berchtesgaden. Dort hatte Steinschlag den Höhlenforscher Johannes Westhauser schwer verletzt. 274 Stunden verbrachte der 52-Jährige in Deutschlands tiefster Höhle - bis zur Rettung, die in die Geschichte einging. Sein Schädelhirntrauma beschäftigt bis heute die Ärzte. Denn Westhauser ist vollständig genesen. "Wie war das möglich?", fragen sie sich.
Die Fußball-WM in Brasilien beginnt mit einer bunten Eröffnungsfeier. Vor dem Turnier muss Bundestrainer Joachim Löw kurzfristig auf einen seiner besten Spieler verzichten - wie sind die Chancen auf den WM-Titel ohne Marco Reus? Und werden die Brasilianer im eigenen Land überhaupt zu schlagen sein? Und was ist mit Spanien? In der Ruhe von Campo Bahia bereitet der Coach die Spieler akribisch und bedächtig auf die kommenden Spiele vor. Mit grandiosem Erfolg. Für seinen Kommentar nach dem Reus-Schock wurde Kollege Jan Gänger vielleicht hier und da belächelt - er bewies allerdings prophetische Fähigkeiten.
Der Juli
Seit 2004 trainiert Joachim Löw die Nationalelf, zehn Jahre später feiert er endlich den großen Sieg: Am 13. Juli 2014 wird Deutschland durch ein Tor von Mario Götze in der 113. Minute zum Fußball-Weltmeister. Es ist der vierte Titel für den DFB im dritten WM-Finale gegen Argentinien. Mitterweile altgediente Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Lukas Podolski recken den goldenen Pokal in den Nachthimmel - es ist auch der letzte große Auftritt der Stürmer-Legende Miroslav Klose. Mit der "Fanhansa" schwebten die Sieger in Berlin ein und wurden von hunderttausenden Fans auf der Fanmeile empfangen. Kollege Stefan Giannakoulis sang eine "Ode an die Löw'schen Weltmeister".
Auch mit der Annektierung der Krim ist die Ukraine-Krise nicht zu Ende. Im Osten des Landes treten "prorussische Separatisten" auf - im Westen geht man davon aus, dass sie von Moskau unterstützt, wenn nicht sogar gesteuert werden. Doch dann passiert das Unglaubliche: Ein Flugzeug der Malaysia Airlines wird am 17. Juli über der Ost-Ukraine abgeschossen. 298 Menschen an Bord von MH17 sterben. Wer schoss die Maschine ab? Sofort stehen die Separatisten unter Verdacht. Malaysia Airlines droht nach der zweiten Katastrophe in diesem Jahr der Ruin.
Die CSU macht Ernst: Deutschland bekommt eine Maut. Jeder Autofahrer soll zahlen, wenn er über eine deutsche Straße rollt. Das CSU-Prestigeprojekt soll ausländische Autofahrer zur Kasse bitten. Deutsche zahlen über die Kfz-Steuer. Verkehrsminister Dobrindt kündigt eine Vignette für 2016 an. Trotz aller Bedenken über die Sinnhaftigkeit des Unterfangens bleibt die CSU hart. Die Maut wird kommen, betonen die Parteispitzen.
Wer im Juli und in den folgenden Wochen und Monaten einen Eimer Wasser und eine Kamera zur Hand hat, macht etwas Verrücktes: Er kippt sich kaltes Wasser über den Kopf. Sie auch? Dutzende Promis und ungezählte Privatpersonen machen bei dem Spaß mit, der einem guten Zweck dient. Die Icebucket-Challenge hat Deutschland fest im Griff. Am Ende machte sogar ein Geistlicher im "Wort zum Sonntag" im Ersten mit.
Der August
Mitte des Jahres häufen sich die Nachrichten aus Afrika: Ebola ist wieder ausgebrochen. Gegen das Virus gibt es weder Impfstoffe noch Medikamente. Bis Ende des Jahres sterben rund 6600 Menschen an dem Virus. In Liberia richten Soldaten eine Art Ghetto für Infizierte ein. Forscher machen sich eilig daran, einen Impfstoff zu entwickeln. Fälle in den USA und Spanien lassen später die Alarmglocken schrillen - die Seuche breitet sich aber nicht weiter aus. Die WHO legt im August ein Soforthilfeprogramm auf. Im Dezember räumt die Organisation ein: "Wir waren langsam".
"Berlin ist arm, aber sexy" und "Ich bin schwul und das ist auch gut so" - diese beiden Sätze von Klaus Wowereit kennt so ziemlich jeder. Gut 13 Jahre war er das Gesicht der Hauptstadt - im August kündigt er seinen Rücktritt als Regierender Bürgermeister an. Vor allem das Fiasko rund um den Pannenflughafen BER ist dafür verantwortlich. Sein Nachfolger wird der Stadtentwicklungssenator und Parteifreund Michael Müller. "Ich weiß, wie Berlin tickt", sagte er im Interview mit n-tv.de.
Unfassbar barbarisch wütet die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" in Syrien und im Irak. Von Steinigungen, Morden und Versklavungen wird berichtet, im August enthaupten sie dann einen US-Journalisten. Die Morde an James Foley und später an Steven Sotloff lösen weltweit Entsetzen aus und trägt dazu bei, dass die USA ab September Luftangriffe gegen die Terroristen fliegen. Deutschland beschließt im August die kurdischen Peschmerga-Kämpfer mit Waffenlieferungen zu unterstützen. Doch die "lachen über unsere Gewehre", wie der Linken-Abgeordnete Jan van Aken im Interview mit n-tv.de sagte.
Er hat Generationen zum Lachen gebracht, doch er selbst wollte zum Schluss nicht mehr leben: Robin Williams erhängt sich mit einem Gürtel - er wurde 63 Jahre alt. Fans in aller Welt sind schockiert, selbst US-Präsident Obama meldet sich zu Wort: "Er brachte uns zum Lachen. Er brachte uns zum Weinen. Er schenkte sein unermessliches Talent großzügig allen, die es am meisten brauchten - von unseren Soldaten im Ausland bis zu den Ausgestoßenen auf unseren Straßen", sagte er. Seine Fans ehren ihn mit der vielleicht rührendsten Geste aus seinen Filmen: Wie im "Club der toten Dichter" steigen sie auf die Tische.
Der September
Mit viel Leidenschaft und Eifer werben viele Schotten für die Unabhängigkeit ihres Landes von Großbritannien. Am 19. September ist der große Tag der Entscheidung gekommen - und eine Mehrheit entscheidet sich dafür, britisch zu bleiben. Das ist auch die Rettung für den britischen Premier David Cameron. Er verspricht nach dem überstandenen Referendum, das Königreich umzukrempeln.
Er war ganz oben, nun ist er ganz unten gelandet - Oscar Pistorius muss ins Gefängnis. Der südafrikanische Prothesen-Sprinter erschoss seine Freundin Reeva Steenkamp. Wie er beteuert, hielt er sie für eine Einbrecherin. Doch in dem Fall gibt es viele Unklarheiten. Richterin Thokozile Matilda Masipa verurteilt ihn wegen fahrlässiger Tötung, im Oktober gibt sie dann das Strafmaß bekannt. Fünf Jahre muss er hinter Gitter. Doch die Staatsanwaltschaft ist damit nicht zufrieden - sie legt Berufung ein, weil ihr das Strafmaß viel zu niedrig erscheint. Ob diese zugelassen wird, ist noch unklar.
Für manch einen ist es vielleicht der Termin des Jahres: Das neue iPhone erscheint. Das "6" hat erstmals ein 4,7 Zoll großes Display, ist superflach und hat eine noch bessere Kamera. Viele Käufer führen sich eher auf wie Fans als wie Kunden - der Absatz rast in die Höhe. Zu Recht, befindet Kollege Klaus Wedekind: "Das iPhone 6 ist ein Schmuckstück", schreibt er in seiner Rezension. Und dann ist da ja auch noch der neue große Bruder, das iPhone 6 Plus. Ach, und wie war das noch mit "Bendgate"?
Mit 87 Jahren stirbt Joachim "Blacky" Fuchsberger. "Die Organe haben nicht mehr mitgemacht", lässt Gundel, die Frau des Schauspielers und Moderators, mitteilen. In ihrem Nachruf zeichnet Kollegin Sabine Oelmann den Lebensweg des Frauentyps und Charmeurs nach, der seit 1954 glücklich verheiratet war und 2010 einen schweren Schickalsschlag hinnehmen musste.
Der Oktober
Kobane ist eine kleine Stadt im Norden Syriens, unweit der türkischen Grenze. Im Oktober bestimmt sie die Schlagzeilen. Die IS-Terroristen versuchen die Stadt zu erobern, doch die Kurden verteidigen jedes Haus in der Stadt - anfangs sieht es nicht so aus, als ob ihnen das gelingt, doch bis heute haben die Dschihadisten nicht ihr Ziel erreicht. Zu den Kurden vor Ort gehört auch Aydin, der Kollege Issio Ehrich erzählt hat, was ihn antreibt. Der Kampf gegen den IS bringt sogar die USA und Russland wieder näher zusammen. Die über die Ukraine-Krise streitenden Länder verständigen sich darauf, gemeinsam gegen den IS vorzugehen.
Die Diskussion um Islamismus flackert auch in Deutschland wieder auf - auf der Straße: In Köln liefern sich Hooligans eine Schlägerei mit der Polizei. Sie haben sich als "Hooligans gegen Salafisten", kurz: Hogesa, zusammengeschlossen. Zu dem Bündnis gehören auch rechtsradikale Gruppen. Kollege Christoph Herwartz war vor Ort und beschreibt in seiner Reportage die Demo als "absurde Veranstaltung". Mit weiteren Demonstrationsankündigungen halten sie die Polizei in Atem. Doch Berlin und Hannover verbieten Aufmärsche wie den von Köln, es bleibt ruhig. Manche sehen einen "kleinen Bürgerkrieg" heraufziehen. Der Verfassungschutz befürchtet weitere Gewalt.
Der November
Dieser freundliche Herr wirkt zeitweise wie der mächtigste Mann Deutschlands: Claus Weselsky ist Chef der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und entscheidet, ob die Züge fahren oder nicht. Bereits im Oktober hat er kürzere Streiks befohlen. Dann kommt im November der Klopper: Von Donnerstag um 2 Uhr früh bis Montagmorgen um 4 Uhr wollen die Lokführer streiken. Was sie auch tun - aber dann hat Weselsky ein Einsehen und beendet den Streik bereits am Samstag ("eine Versöhnungsgeste"). Die Bahn geht trotzdem nicht auf die GDL-Forderung ein, auch Zugbegleiter vertreten zu dürfen. Immerhin gab es zum Jahresende einen Durchbruch bei den Verhandlungen. Bis Mitte Januar soll es aber keine Streiks geben.
"Philae" ist ein Name, der im November Millionen Menschen fasziniert. So heißt ein kleines Forschungslabor, das am 12. November auf dem Komenten Tschuri landet - und das gleich zweimal. Es hatte sich von der Raumsonde Rosetta abgekoppelt, die nach 10 Jahren Flugzeit, 20 Jahren Planung und 6,4 Milliarden Kilometern Strecke den Kometen erreicht hatte. "Das ist einzigartig - einmalig", sagte der Vater der Rosetta-Mission bei n-tv. Die Mission gilt als größte Leistung in der Raumfahrt seit der Mondlandung von 1969.
So lange ist das schon wieder her? Am 9. November 1989 reißen die Menschen im Osten Berlins die Mauer nieder - es ist der Startschuss auf dem Weg zur Wiedervereinigung. Mit einer "Lichtgrenze", mehreren Tausend leuchtenden Ballons, erinnert die Stadt an das historische Datum und den Verlauf der Berliner Mauer. Und das Wort "Lichtgrenze" gefällt so sehr, dass es im Dezember auch gleich zum Wort des Jahres gekürt wird. Die Ballonhalter stoßen auch auf Interesse. "Souvenirjäger stehlen Ballonhalterungen" meldet n-tv.de am 10. November.
Der Dezember
Ein ganz Großer stirbt kurz vor Weihnachten plötzlich und unerwartet. Udo Jürgens bricht bei einem Spaziergang am 21. Dezember in seiner Schweizer Wahlheimat zusammen. Herzinfarkt. Die Deutschen sind bestürzt, fast jeder verbindet mit seinen Liedern persönliche Erinnerungen. Die Presse würdigt Jürgens' Songs zu ernsten Themen wie "Ein ehrenwertes Haus" oder "Griechischer Wein", Fernsehsender ändern ihr Programm. Auch seine internationale Karriere findet noch einmal viel Anerkennung. Jürgens wurde 80 Jahre alt - noch 2014 hatte er ein neues Album herausgebracht. Titel: "Mitten im Leben".
Es ist seltsam, so etwas über eine Fernsehsendung zu sagen, aber es ist das Ende einer Ära. Am 13. Dezember geht "Wetten, dass ...?" zum letzten Mal auf Sendung. Die Show, die Frank Elstner 1981 erfunden, Thomas Gottschalk geprägt, Wolfgang Lippert verwaltet hatte, flimmert zum letzten Mal über die Mattscheibe. Beziehungsweise flimmert auf vielen LED- und Plasma-Geräten gar nichts mehr. Die Zeiten ändern sich eben ... Die Wehmut ist groß, Nostalgie macht sich breit, doch die letzte Sendung ist keine Sternstunde. Markus Lanz hat diese ganze "Wetten, dass...?"-Sache völlig auf dem falschen Fuß erwischt. Aber Schuld war er nicht allein.
Bodo Ramelow schreibt im Dezember Geschichte. Der 58-Jährige wird erster linker Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes. Er regiert gemeinsam mit SPD und Grünen - was die CDU zu scharfer Kritik provoziert. In Erfurt sprach Kollege Christian Rothenberg mit Gegnern der rot-rot-grünen Koalition und schrieb eine Reportage über die "Anti-Ramelow-Front". Der Gescholtene versucht gleich, Bedenken zu zerstreuen und wendet sich an die Opfer der Stasi und entschuldigt sich bei ihnen.
Er sollte so etwas wie ein Retter sein, doch am Ende kapituliert auch er vor der Entrauchungsanlage: BER-Chef Hartmut Mehdorn wirft im Dezember das Handtuch. Er selbst beklagt, vom Aufsichtsrat gemobbt worden zu sein und ist mit seiner Arbeit zufrieden. Immerhin nennt der Noch-Flughafen-Chef einen groben Eröffnungstermin. 2017 soll es so weit sein. Bis dahin soll der alte Berliner Flughafen Tegel aber noch einmal saniert werden. Und überhaupt - der BER sei bei seiner Eröffnung vermutlich schon wieder zu klein, prophezeit Mehdorn. Danach bringt der Untersuchungsausschuss zum BER einen neuen Chef ins Spiel - es handelt sich dabei allerdings um einen ganz alten Bekannten.
Zum Ende des Jahres soll alles wieder so werden wie immer: Einen Baum kaufen, aufstellen und schmücken - dann kann Weihnachten werden. Die geliebte Nordmanntanne kann man sich in diesem Jahr sogar ausleihen - zumindest wenn man in der Nähe von Düsseldorf wohnt. Ihr erstes Weihnachten in Deutschland feiern zudem Tausende Flüchtlinge, die aus Syrien, dem Irak oder von anderswo geflohen sind und in Deutschland aufgenommen wurden. Viele von ihnen kamen über das Mittelmeer, die tödlichste Route der Welt.
Quelle: ntv.de